Matteo Capreoli - “Zuhause”

Musik-CD

CD-Cover

Matteo Capreoli, Reutlinger und Wahlhamburger, Sohn eines Musikers, Singer-Songwriter und Folk-Musiker mit Hang zu Reggae und afrikanischen Rhythmen, was auch das Klatschen in zahlreichen Songs seiner neuen EP "@Zuhause" beweist, hat in diese 11 tracks gepackt, von denen die ersten sechs sommerlich flockig-leicht und mit beschwingten Tönen daherkommen, die Lieder sieben bis elf hingegen äußerst nachdenklich, ernst, tiefgründig und fast melancholisch sind. Es finden sich Drums, Bass, Blas- und Streichinstrumente, aber auch so Exotisches wie eine Farfisa in seinen Songs wieder. Auch ein Männerchor ist - teilweise ein bisserl zu - präsent.

Mir persönlich gefallen Lied 7, 8 und 10 am besten - poetisch und hart zugleich - doch ihr solltet euch euer eigenes Bild machen! Capreoli hat eine soulige Stimme, die leider nicht so oft und so stark zum Tragen kommt, wie sie könnte und sollte, weil ihm Musikinstrumente und Männerchor sowie deren Lautstärke den Rang streitig machen (zu dominant) - Schade! Fazit wäre hier: Weniger ist mehr. Die leiseren, nachdenklicheren Töne und einfühlsamen Liedtexte liegen diesem Sänger eindeutig mehr bzw. passen einfach besser zu ihm. Er kommt da einfach authentischer rüber.
Durch den zu häufigen Wechsel von Melodien und Instrumenten kann sich keine eingängige Melodie entwickeln - und somit kein "Ohrwurm". Bevor er "Landstreicher" geschrieben hat, hätte er vielleicht auch die Erzählungen von Jack London lesen sollen, um die Hintergründe für diese "Reisewut" aufzuzeigen: Die Flucht vor dem eigenen leeren Selbst, das der Tramp durch immer neue Eindrücke von außen zu kompensieren bzw. aufzufüllen sucht. Denn das "Ich muss weg, weg, weg von hier" ist ja nur die Reaktion auf ein Empfinden, das diese Reaktion bzw. Verhalten auslöst.

M. E. hätte M. Capreoli die ersten sechs Songs weglassen und durch welche ersetzen sollen, die psychologisch tiefgründiger und feinfühliger sind - so wie track 7 bis 11: Hier liegt seine Begabung. Wer jedem Geschmack gerecht zu werden versucht, verliert sich am Ende selbst und seine Glaubwürdigkeit - als Mensch und Künstler. Wenn du dir selbst treu bleibst - egal, was du tust - wirst du auch erfolgreich sein!
Capreoli sollte noch an seinen Liedtexten feilen und sich mehr Zeit dafür nehmen, und dabei in die Beweg- und Abgründe der menschlichen Seele eintauchen. Das kann er gut. Nur dann wird er so schreiben können, dass es ins Herz trifft.
Auch wäre es nicht verkehrt gewesen, das Booklet mit ALLEN Songtexten der CD zu füllen!
Enttäuscht sucht man nach den Texten. Ich persönlich hätte auch ein anderes Cover gewählt: Warum Rot als dominante Farbe?
Es ist weder eine Liebes-CD noch handelt es sich um aggressive Texte, sodass Verpackung und Inhalt keine Einheit bilden.

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Autorin / Autor: Roswita - Stand: 3. Februar 2016