Internetsucht in die Wiege gelegt?

Studie: Onlinesüchtige weisen häufiger Genmutation auf

Viele Menschen tummeln sich stundenlang online und fühlen sich sofort unwohl, wenn sie dazu einmal keine Möglichkeit haben. Schnell wird dann die Diagnose "Internetsucht" gezückt und schon ist alles klar: Die armen Wesen sind krank, sie können nichts dafür, ihnen muss geholfen werden. Aber gibt es Internetsucht denn tatsächlich? Oder ist das nur eine Erfindung überbesorgter Eltern, Pädagogen und arbeitsloser Suchttherapeuten?

Dass Internetsucht definitiv kein Hirngespinst ist, meinen Forscher der Universität Bonn und des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim. Sie haben sogar Hinweise darauf gefunden, dass es auch bei Internetsucht molekulargenetische Zusammenhänge gibt.

Die Bonner Forscher haben im Lauf der letzten Jahre insgesamt 843 Menschen zu ihrem Internetverhalten befragt, von denen 132 Frauen und Männer ein problematisches Verhalten im Umgang mit dem Online-Medium aufweisen: Sie befassen sich im Alltag gedanklich sehr ausgeprägt mit dem Internet und fühlen sich in ihrem Wohlbefinden stark beeinträchtigt, wenn sie darauf verzichten müssen.

Unter diesen 132 Personen häufte sich eine Veränderung in einer bestimmten Genregion, die auch bei der Nikotinabhängigkeit eine entscheidende Rolle spielt. Eine bestimmte Mutation sorgt dafür, dass ein Rezeptor im Gehirn nicht nur auf den körpereigenen Stoff Acetylcholin reagiert, sondern auch auf Nikotin. Beide  Botenstoffe spielen eine wichtige Rolle für die Aktivierung des Belohnungssystems im Gehirn. Und möglicherweise spielt diese Mutation nun auch bei der Onlinesucht eine Rolle. Vor allem bei Frauen mit Internetsuchtsymptomen trat die Mutation gehäuft auf.

Wie nun aber die Vorliebe für facebook & Co sich in Botenstoffen bemerkbar macht, das wurde nicht näher bekannt. Die ForscherInnen sind aber überzeugt, dass es molekulargenetische Ursachen der Internetsucht gibt. „Wenn solche Zusammenhänge besser verstanden sind, ergeben sich daraus außerdem wichtige Anhaltspunkte für bessere Therapien“, sagt Dr. Montag.

Da wird die Drogenbeauftragte Mechthild Dyckmans erleichtert sein, die gerade in den Medien "Internet-Alarm" schlägt: ihr zufolge sind um die 500.000 Menschen zwischen 14 und 64 Jahren internetabhängig. Bei weiteren 2,5 Millionen sei der Umgang mit dem Netz problematisch.



Wie gefällt dir dieser Artikel?

Mehr Süchte auf LizzyNet

Autorin / Autor: Pressemitteilung - Stand: 30. August 2012