Im Zweifel tue nichts

Autorin: Fleur Ferris
Übersetzt aus dem Englischen von Michael Koseler
Ab 14 Jahre

Buchcover

Wie eine Tapete, aus der grob ein Stück herausgerissen wurde, teilt sich das Cover dieses Jugendbuchs in flächendeckendes orange-gelb und einen türkisblauen „Kern“. Dieser entblößt den Titel „Im Zweifel tue nichts“ – ein Satz, der den Leser schon vor dem Öffnen der Buchdeckel mit bösen Vorahnungen erfüllt.
Tatsächlich ist dieses Buch doch recht schwer zu schlucken und das aus einem einzigen Grund: Es könnte alles wahr sein.
Fleur Ferris setzt sich in ihrem Debüt intensiv mit dem Themenkomplex Sicherheit und Gefahren im Netz auseinander und zeichnet eine mögliche Geschichte, was aus einfacher Unwissenheit, einem winzigen bisschen Achtlosigkeit entstehen kann.

Taylor und Sierra – beste Freundinnen und völlig ahnungslos, was auf sie zukommt. Denn Sierra lernt in einem Chatroom einen jungen Mann namens Jacob Jones kennen und denkt sich nichts dabei, als sie sich schließlich mit ihm zu einem Date verabredet. Auch Taylor und ihre anderen Freunde Riley, Joel und Callum denken sich erst mal nichts. Sierra hat so was ja schon mal gemacht. Auch als sie nicht am nächsten Tag zur vereinbarten Zeit erscheint – hat sie ja schon mal gemacht. Jedoch bleibt sie immer länger verschwunden und ihre Freunde stehen vor der Frage: sollen sie Sierras Mutter alles sagen? Oder die Loyalität halten und schweigen?

Wer ahnt schon, dass das nur die Spitze der inneren Zweifel ist? Denn als Sierras Leiche gefunden wird, steht plötzlich eine ganz andere Frage im Raum. Hätten sie es verhindern können?
Sierra ist ahnungslos in die eiskalt berechnete Falle eines Pädophilen gelaufen, eine Chatbekanntschaft, die für sie mit dem Tod endete. Um andere zu warnen und das Geschehene zu verarbeiten, errichtet Taylor die Gedächtnis/Aufklärungs-Website „Risiko“ und muss sich dabei auch der Frage nach „Schuld“ stellen.

Es ist ein beeindruckender, fesselnder und emotional sehr realistisch gestalteter Jugendroman, der gleichzeitig über Risiken im Netz aufklärt. Eine Geschichte, die den Leser lange beschäftigen und zum Nachdenken anregen wird. Die Geschichte eines Mädchens, die stellvertretend für so viele reale Fälle steht – kurzum, Fleur Ferris hat nicht nur die beeindruckende Leistung vollbracht, einen überragenden Debütroman zu schreiben, sondern gleichzeitig eines der schwierigsten und präsentesten Themen unserer Zeit in ein verständliches und berührendes Jugendbuch mit überschaubaren 270 Seiten zu packen.
Ich möchte dieses Buch jedem ans Herz legen, ganz besonders aber möchte ich es als Klassenlektüre der Stufen 7-9 empfehlen, da Sicherheit im Netz ein wichtiges und unumgängliches Thema ist, das in Schulen (noch) zu wenig Sprache findet.

*Erschienen bei Beltz*

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    Autorin / Autor: cheshirekitty - Stand: 4. September 2017