Achtung, nicht echt!

Psychologin warnt vor illusionistischen Liebesgeschichten

Fast immer scheint es ihn zu geben, den heldenhaften Retter in der Not, den Mann, der sich vom Macho zum perfekten Liebhaber mausert, den Mann, der alle haben kann, aber nur eine will: das „hässliche Entlein“. Szenen, nicht aus dem echten Leben, sondern aus dem typischen Liebesroman. Die Autoren schaffen es immer wieder, dass die LeserInnen ins Schwärmen geraten und sich in die Romanhelden verlieben. Die Hauptfiguren von Liebesromanen befinden sich stets auf Wolke sieben, schweben in anderen Galaxien, vom Glück und der Liebe erfüllt. Was für manche soooooooo romantisch ist, beäugt TV-Psychologin und Therapeutin Susan Quilliam skeptisch. Wer die Liebesgeschichten in Romanen glaube und sich zu stark in die Personen hineinversetzt, beschwöre sein eigenes Unglück herauf, schreibt sie in der britischen Fachzeitschrift "Journal of Family Planning and Reproductive Health Care".

Viele der Probleme, der sie in ihrer Praxis begegne, seien durch die Lektüre illusionistischer Liebesgeschichten hervorgerufen. Groschenromane geben falsche Vorstellungen von der perfekten Beziehung vor. Da die Beziehungen im wahren Leben allerdings äußerst selten so perfekt sind und stets Höhen und Tiefen zu durchlaufen sind, sei das Scheitern der „echten“ Beziehung vorprogrammiert. „Manchmal ist es das Netteste und Klügste, was wir für unsere Patienten tun können, sie dazu anzuleiten, die Bücher wegzulegen – und der Realität ins Auge zu blicken“, schreibt Susan Quilliam.

Besonders fahrlässig findet die TV-Psychologin, dass es in Liebesromanen fast nie „sicheren Sex“ gebe. Sie zitiert eine Studie, die zeigt, dass bloß in 11 Prozent aller Liebesromane die Verwendung eines Kondoms beschrieben werde. Und selbst wenn das Kondom Erwähnung findet, dann meist, weil die Liebenden dieses ablehnen, um keine „Barriere“ zwischen sich zu spüren. Auch das „erste Mal“ sei nicht immer so erfreulich wie in den Liebesromanen beschrieben, warnt die Therapeutin ihre Patientinnen und leidenschaftliche LeserInnen. 

Wer mit beiden Beinen fest auf dem Boden steht, muss allerdings nicht gleich zum Bücherregal rennen und dieses von illusionistischer Last befreien. Abschalten ist erlaubt, solange man aus der Traumwelt wieder erwacht. Die meisten LeserInnen werden sich wohl eh bewusst sein, dass aus dem geküssten Frosch kein Prinz entsteht ;-).

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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 18. Juli 2011