Biz ist ein ganz normales Mädchen in der 11. Klasse, mit engen Freunden und einem guten Verhältnis zu ihren Eltern. Gemeinsam mit ihrer Mama kümmert sie sich liebevoll um ihre jüngeren Geschwister, die Zwillinge sind. Und mit ihrem Papa schwelgt sie in nächtlichen Gesprächen in Erinnerungen über ihre Kindheit. Einziges Problem: Ihr Papa starb, als Biz sieben Jahre alt war. Natürlich weiß sie, dass es nicht ganz gewöhnlich ist, sich mit den Toten zu unterhalten. Aber was soll sie denn tun, wenn ihr Papa kommt um ihr zu erzählen? Ihm etwa nicht zuhören? Als er noch lebte hatten die beiden zu wenig Zeit zusammen, entsprechend haben sie einiges aufzuholen.

Doch Biz spürt auch, dass da etwas nicht stimmt. Dass da eine Dunkelheit ist, die ihre Gedanken einfärbt und sie von ihren Mitmenschen distanziert. Nach einem Zwischenfall am Strand hat Biz einen Zusammenbruch und steigt aus dem Alltag aus. In ihrer Welt ist sie ein Moos, das ihr Bett überwuchert, vom Licht lebt und keinen Bezug zu Mitmenschen, Ärzten, Freunden hat. Doch ihre Mutter kämpft darum, Biz zurück zu holen.

„How it feels to float“ erzählt eine deutlich komplexere Geschichte, als es zunächst scheint. Während sich die äußere Handlung in wenigen Sätzen zusammenfassen lässt, geht die innere Handlung, das was in Biz Gedanken- und Gefühlswelt passiert, deutlich weiter.

Und das, obwohl die allgemeine Handlung sich bereits an vielen Themen bedient: Es geht um Freundschaft, um typische Teenager-Probleme in der Schule, es geht um das Verhältnis von Biz zu ihrer Mutter und ihre Versuche herauszufinden, wer sie ist und was sie ausmacht. Doch all das wird überschattet von Biz‘ Emotionen, und deren drückendem Gewicht. Ihre psychische Erkrankung nimmt im Laufe des Buches immer mehr Raum ein und verdrängt über viele Seiten hinweg die tatsächliche Handlung. Dadurch wird dem Leser einiges abverlangt: Oft fehlen die Zusammenhänge und man kann kaum noch unterscheiden, was tatsächlich passiert, und was nur als Verbildlichung von Biz‘ Gefühlen dient. Dabei hat die Autorin Helena Fox eine ganz besondere Art und Weise gewählt, den Schmerz und die Bedrückung, die Biz empfindet, in Worte und Zeilen zu packen. Durch Wiederholungen und Satzfragmente ist man als Leser gleichermaßen in Biz‘ kreisenden Gedanken gefangen. Ob dies die Leseerfahrung immersiver macht, oder eher den Lesefluss stört, das muss jeder Leser und jede Leserin selbst entscheiden. Ich persönlich empfand diese Gestaltung als passendes Stilmittel, um die Realität und Empfindung einer psychischen Erkrankung zu vermitteln.

Was den Verlauf der Geschichte um Biz angeht hätte ich mir am Ende eine größere Auflösung, mehr Klarheit gewünscht, besonders weil man im Laufe der Geschichte so oft mit vagen Beschreibungen und bruchstückhaften Schilderungen leben muss.

Insgesamt kann ich „How it feels to float“ nur teilweise weiterempfehlen, da die Themenwahl und Gestaltung der Erzählung eher eigen sind. Wer sich für das Thema mentale Gesundheit interessiert, der findet hier eine wertvolle Ergänzung der Jugendliteratur in diesem Bereich, und wird die Geschichte von Biz als sehr bereichernd empfinden.


Erschienen bei Adrian