Hani & Ishu: Fake-Dating leicht gemacht

Autorin: Adiba Jaigirdar
Übersetzt von Leslie Jorinde Fried, Anna Kuntze
ab 14 Jahren

Hani und Ishu sind wie Tag und Nacht. Das beliebteste Mädchen der Schule und die strebsame Musterschülerin. Gemein ist ihnen nur, dass sie dieselbe Mädchenschule in Dublin besuchen und eine bengalische Migrationsgeschichte haben. Zumindest denken sie das, bis sie einander kennenlernen. Denn als Hani ihre Freundinnen von ihrer Bisexualität überzeugen möchte, weiß sie sich nicht anders zu helfen, als zu lügen: Natürlich könne sie sich sicher sein, dass sie auch Mädchen mag - schließlich sei sie mit Ishu zusammen. Hani und Ishu halten die Lüge aufrecht und beginnen, einander zu fake-daten - Hani, um ihr Gesicht zu wahren, und Ishu, um von ihrer Beliebtheit zu profitieren. Denn um endlich die Vorzeigetochter ihrer Eltern zu sein, fehlt ihr der Titel der Schulsprecherin.

In ‚Hani und Ishu: Fake-Dating leicht gemacht‘ (2023) erzählt Adiba Jaigirda auf 368 Seiten von der turbulenten (Fake-)Beziehung zwischen Hani und Ishu, die von vielen Stolperfallen geprägt ist: Intrigen, vermeintliche Freundinnen, familiären Verpflichtungen und vor allem von eigenen Gefühlen. Positiv ist anzumerken, dass es sich hier um eine Own-Voice-Autorin handelt und Vielfalt und Diskriminierung aufgegriffen werden. Adiba Jaigirda macht einige Rassismuserfahrungen greifbar - von Mikroaggressionen in Form von vermeintlichen Aufmerksamkeiten bis hin zu struktureller Diskriminierung im Raum Schule. Zugleich zeigt die Autorin auf, wie sich gegenseitiges Empowerment positiv auf die Persönlichkeitsentwicklung auswirken kann, was sich am Beispiel von Hanis und Ishus Beziehung zueinander zeigt. Die beiden Mädchen repräsentieren ihre kulturellen und religiösen Einstellungen realistisch; etwa Hani ist nicht nur per Label eine Muslima, sondern praktiziert ihren Glauben auch, was ich sehr schön finde. Der Roman macht außerdem Mut, zu sich selbst zu stehen und sich seinen Eltern anzuvertrauen. Ich sehe queere Jugendliteratur als sehr einflussreich, was den Umgang Jugendlicher mit ihrer Queerness anbetrifft. Deshalb ist es umso wichtiger, auch mal von verständnisvollen Familien zu lesen.

Ein großer Kritikpunkt sind für mich jedoch die Motivationen der beiden Mädchen, miteinander auszugehen. Hani und Ishu kennen einander, sind einander aber nicht wirklich zugetan. Warum Hani ausgerechnet behauptet, sie sei mit Ishu zusammen, wird zwar im Roman erklärt; es scheint mir dennoch keine besonders gute Begründung zu sein. Dass Ishu sich wiederum Beliebtheit durch die Beziehung verspricht, finde ich ebenfalls etwas etwas unglaubwürdig. Schulsprecher:innenämter sind zwar durchaus Beliebtheitswahlen, aber ich halte diesen Beweggrund dennoch für schwach.

Das Cover ist eine wahre Farbpracht und wirkt durch die Zeichnung von Hani und Ishu niedlich und jung. Ob nicht für die Zielgruppe zu jung, bleibt Geschmackssache. (Warum druckt ONE eigentlich so gern die Buchtitel in englischer Richtung auf die Buchrücken? Sieht neben den anderen deutschen Büchern immer merkwürdig aus!)

Ich gestehe, dass ich von dem Roman mehr erwartet hätte - und irgendwie auch nicht. Schließlich steht nichts drauf, was nicht drin ist. Er macht vieles richtig und repräsentiert Queersein, muslimisches Leben und die bengalische Kultur, was gut gelungen ist. Jedoch sind die Beweggründe Hanis und Ishus für die Fake-Beziehung aus meiner Perspektive nicht ausreichend, um den Plot wirklich voranzutreiben.

*Erschienen bei One*

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Autorin / Autor: Louisa - Stand: 25. September 2023