Fünfzehn Tage sind für immer

Autor: Vitor Martins
Übersetzt von Svantje Volkens

Triggerwarnung in dieser Rezension: Bodyshaming, Mobbing, Diskriminierung

Der queere Jugendroman "15 Tage sind für immer" von Vitor Martins erschien Ende Mai 2022 im ONE-Verlag – also perfekt zum Pride-Month.
Die in Brasilien spielende Geschichte handelt von dem 17-jährigen Felipe, der seine Ferien eigentlich mit Serien und Büchern verbringen wollte. Aus heiterem Himmel erfährt er jedoch am letzten Schultag, dass sein Nachbar und Schwarm Caio für fünfzehn Tage bei ihnen wohnen wird. Das kommt Felipe gar nicht gelegen, denn mit Caio hat er bereits seit Jahren nicht gesprochen. Seit er für sein Übergewicht Bodyshaming erfährt, hat er im Grunde genommen mit kaum jemandem mehr gesprochen. Eine ganze Reihe an Unsicherheiten, mit denen Felipe zu kämpfen hat, machen die ersten gemeinsamen Tage mit Caio zu Felipes ganz persönlicher Hölle. Doch Caio ist nicht so oberflächlich wie Felipes mobbende Mitschüler, und mit der Zeit kommen die beiden sich näher.

Besonders angesprochen hat mich an diesem Jugendroman die Wahl der Charaktere. Dicke, homosexuelle Menschen sind in Geschichten immer noch unterrepräsentiert. Ebenso verhält es sich mit homosexuellen Liebesgeschichten. Vitor Martins geht als wunderbares Beispiel voran, diese Homogenität der literarischen Welt zu ändern.
Der Schreibstil ist auch für Jugendliche flüssig lesbar und enthält neben dem gängigen Textformat und Dialogen auch von Zeit zu Zeit ein paar Aufzählungen, Gedankenspiele und in Klammern gesetzte Ergänzungen. Für manche mag das den Lesefluss beeinträchtigen, ich jedoch finde, dass es eine angenehme Abwechslung in den Lesefluss bringt. Auch der jugendhafte Schreibstil, der sich an vielerlei Stellen der gesprochenen Sprache bedient, wirkt, als hätte tatsächlich eine Person im Jugendalter den Roman verfasst.

Darüber hinaus gibt der Roman den Lesenden einen Blick auf das nackte, diskriminierende Gesicht unserer Gesellschaft frei. Menschen, die nicht in die Norm passen, müssen immer und überall mit Diskriminierung rechnen. Umso schöner zeigt der Roman aber auch den Wert von Freundschaft und gegenseitiger Unterstützung, die einem die Kraft verleihen kann, über sich selbst hinauszuwachsen.

15 Tage sind für immer ist ein Roman, den jeder ab dem Jugendalter lesen kann und, meiner Meinung nach, auch sollte. Durch die Diversität seiner Charaktere hebt er sich von vielen anderen Jugendromanen ab und eröffnet den Lesenden einen neuen Blick auf unsere normierte Gesellschaft. Darüber hinaus ermutigt er dazu, sich so zu akzeptieren und vielleicht auch irgendwann so zu lieben, wie man ist.

*Erschienen bei One*

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Autorin / Autor: berry - Stand: 13. Juli 2022