Feuererwachen

Autorin: Rosaria Munda
Übersetzt von Nadine Püschel

Dass Lee und Annie Freunde sind, grenzt schon beinahe an ein Wunder: Denn während Lee als Sohn eines Drachenherrn seine gesamte Familie bei einer blutigen Revolution verlor, starben Annies Verwandte durch ein zuvor von Lees Vater verursachtes Drachenfeuer. Als die beiden von Drachen erwählt und zu Drachenreitern ausgebildet werden, wird ihre Freundschaft immer wieder auf die Probe gestellt. Sie müssen nicht nur gegeneinander um den höchsten Titel der Drachenreiter kämpfen, sondern auch ihre Seite wählen, als ungeahnte Feinde auftauchen.
Zudem darf niemand wissen, aus welcher Familie Lee wirklich stammt - und Annie kennt als Einzige die Wahrheit...

"Feuererwachen" von Rosaria Munda (im Original "Fireborne"), erschien in Amerika im Jahr 2019 und in Deutschland im Jahr 2020.
Erst mal muss ich zugeben, dass mich der Beginn des Buches ein wenig abgeschreckt hat. Man wird direkt in die Geschichte hineingeworfen und es tauchen sofort ein Haufen Begriffe auf, die einen erst mal ein bisschen erschlagen können. Dabei geht es um Familiennamen, Begriffe, die mit den Drachen zutun haben und Erklärungen zur Revolution, die in Callipolis stattgefunden hat. Auch Ortsbeschreibungen gibt es etliche und ich musste mich da ein wenig durcharbeiten, weshalb ich das Buch direkt zu Anfang immer mal wieder beiseite gelegt habe. Tatsächlich habe ich erst am Ende gesehen, dass es auf den hinteren Seiten ein Glossar gibt. Also Pro-Tipp für alle, die das Buch noch lesen möchten und sich ähnlich überfordert fühlen wie ich - schaut mal am Ende des Buches vorbei!

Hat man dann aber einigermaßen den Durchblick, fällt es nicht schwer, sich von der Handlung in den Bann ziehen zu lassen.
Rosaria Munda hat ein großartiges Talent, in wenigen Worten genau zu beschreiben, was in einem Charakter gerade vorgeht.
Man kann fast am eigenen Leib spüren, mit welchen Schwierigkeiten und Gefühlen Annie und Lee zu kämpfen haben, wie hin-und hergerissen sie sind zwischen ihrer Freundschaft und der Kluft, die trotz allem zwischen ihnen ist. Beide sind unglaublich starke, bewundernswerte Persönlichkeiten, denen man gern durch die Geschichte folgt. Bei allem, was ihnen schon passiert ist, bevor sie einander trafen, kann man nur den Hut davor ziehen, wie tapfer sie immer noch durchs Leben gehen.
Aber auch die Nebenfiguren sind durch die Bank weg wirklich interessant gestaltet.

Die Welt, die uns präsentiert wird, ist wirklich vielschichtig und andersartig, aber gleichzeitig irgendwie auch so nahbar, als könnte es gut und gerne ein Callipolis in unserer Realität geben. Auch ist die Beziehung zwischen den Drachen und ihren Reitern so schön beschrieben, dass ich immer wieder über den Fantasiereichtum der Autorin staunen musste.
Einziges Manko ist leider, dass sich manche Passagen doch sehr ziehen. Ich habe mich beim Lesen öfter ertappt, dass ich ganze Absätze übersprungen habe, was ich sonst eigentlich nie mache. Es wird viel vom Alltag der Drachenreiter preisgegeben, was interessant ist, auf Dauer aber auch ein bisschen ermüdend wurde und die Spannung immer wieder etwas rausnahm.
Manch einer möge diese Langatmigkeit gerade gut finden, um stärker in die Welt einzutauchen, für mich hätte alles ruhig etwas knapper gehalten sein können.
Nichtsdestotrotz ist dieses Buch absolut zu empfehlen, denn es hat eine wundervolle, rührende, aufwühlende und faszinierende Geschichte, die ich so in der Art auch noch nie gelesen habe.
Außerdem ist es ein Muss für jeden, der ohnehin gern Geschichten über Drachen liest.

*Erschienen bei Arctis*

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Autorin / Autor: Sarah H. - Stand: 14. September 2020