Facebooks Licht- und Schattenseiten

Psychologe rät Eltern: Kommunikation statt heimliche Kontrolle

Eigentlich heißen sie doch "soziale" Netzwerke, aber leider sind ausgerechnet sie immer häufiger Anlass für einen richtig dicken Familienkrach; nicht selten versuchen Eltern deshalb, die Online-Zeit ihrer Kinder heimlich zu überwachen. Zeitverschwendung, sagen nun PsychologInnen, denn es gibt neben den befürchteten Negativ-Auswirkungen durchaus auch positive Effekte. Bei einem Vortrag auf der 119. Jahrestagung der American Psychological Association listeten sie sowohl die guten als auch die Schattenseiten von Facebook & Co. auf.

Facebook habe die Landschaft der sozialen Interaktion vor allem unter jungen Menschen verändert, sagte Larry D. Rosen, Professor für Psychologie an der California State University, Dominguez Hills. "Wir haben aber gerade erst damit begonnen, fundierte psychologische Forschung zu betreiben, die sowohl die positiven und negativen Seiten aufzeigt".

Dabei sehen die WissenschaftlerInnen Unterschiede zwischen Teenagern und jungen Erwachsenen. Jüngere Facebook-NutzerInnen tendierten eher zu Selbstverliebtheit und übersteigerter Eitelkeit, während ältere mehr Anzeichen für andere psychische Störungen zeigten, wie antisoziale Verhaltensweisen, Manie und aggressive Tendenzen. Die zu häufige Nutzung habe aber einen negativen Effekt auf die Gesundheit aller Kinder, egal ob Teenager oder Jugendliche, es mache sie anfälliger für Ängste, Depressionen und andere psychische Störungen und könne zukünftige gesundheitliche Probleme auslösen. Außerdem unterstreicht die Forschung das hohe Ablenkungspotential und die negativen Auswirkungen auf das Lernen. Langzeit-Studien mit SchülerInnen hätten ergeben, dass diejenigen die mindestens einmal in 15 Minuten ihren Facebook-Account überprüften, schlechtere Abschlüsse erreicht hätten.

*Die guten Seiten von Facebook & Co.*
Aber, so Rosen, neuere Forschungsergebnisse haben auch positive Einflüsse im Zusammenhang mit sozialen Netzwerken gefunden. So seien beispielsweise junge Erwachsene, die viel Zeit dort verbringen, "virtuell viel einfühlsamer" - zumindest mit ihren Online-FreundInnen. Die ForscherInnen fanden auch heraus, dass Online-Netzwerke introvertierten Jugendlichen helfen können, sich gesellschaftlich zu integrieren, indem sie soziales Verhalten erstmal in geschütztem Rahmen üben könnten. Und schließlich böten die neuen Plattformen interessante Werkzeuge für den Unterricht, mit denen sich mehr SchülerInnen begeistern ließen.

Den Eltern erteilte Rosen den Rat: "Wenn Sie glauben, Ihre Kinder mittels eines Computer-Programms heimlich überwachen zu müssen, verschwenden Sie Ihre Zeit. Ihr Kind wird nur wenige Minuten brauchen, es zu knacken. Sie sollten lieber so früh wie möglich mit Ihrem Kind über seine Web 2.0-Nutzung sprechen, sodass Sie Vertrauen aufbauen. Dann können Sie schneller eingreifen, wenn es Probleme mit Mobbing oder ähnlichem gibt." Er ermutigte die Eltern, mit ihren Kindern gemeinsam die Aktivitäten auf Sozialen Netzwerken zu bewerten und zu diskutieren, um so problematische Inhalte oder seltsam wirkende "Kontakte" besser erkennen zu können. Eltern sollten den neuesten Online-Trends und Technologien, Webseiten und Anwendungen, die ihre Kinder nutzen mehr Aufmerksamkeit schenken. Und vor allem darüber kommunizieren. Und dies bedeute, nicht nur zu reden, sondern auch zuzuhören! "Das Verhältnis von Zuhören und Sprechen sollte mindestens fünf-zu-eins sein. "Sprechen Sie mit Ihren Kindern eine Minute und hören Sie fünf zu." Na, das ist doch mal ein Vorschlag, der ganz nach eurem Geschmack sein dürfte ;-).

Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung; - Stand: 8. August 2011