Erde 0

Autorin: Micaiah Johnson
Übersetzt von: Simon Weinert

„Erde 0“ von Micaiah Johnson ist ein Science-Fiction-Roman, der sich nicht nur mit der Idee von Parallelwelten auseinandersetzt, sondern auch mit politischen Themen. Kern der Geschichte ist die Reise zwischen Parallelwelten, von denen unendlich viele existieren. Manche davon sind beinahe identisch, andere vollkommen anders. Erde 0 ist die Welt, in der diese Art von Reisen erfunden wurde, die anderen sind weiter durchnummeriert: Je höher die Zahl, desto andersartiger die Welt. Eine Reise ist jedoch nur möglich, wenn die Unterschiede nicht zu groß sind, so dass etwa 300 Welten zugänglich sind. Unbeschadet reisen in eine Parallelwelt kann jedoch nur eine Person, deren Pendant in der zu bereisenden Welt bereits verstorben ist. Hier kommt ein weiterer Bestandteil der Erzählung zum Tragen, nämlich, dass in der beschriebenen Dystopie eine extreme Zwei-Klassen-Gesellschaft verankert ist: Zwei Städte existieren nicht weit voneinander weg; in der einen, Ashtown, müssen die Menschen unter giftigen Umwelteinflüssen ums Überleben kämpfen, in der anderen, Wiley City, sind die Menschen gut versorgt und sozial abgesichert. Die Wahrscheinlichkeit in Ashtown zu sterben ist sehr viel höher als in Wiley City. Und dann gibt es noch Menschen, deren Wahrscheinlichkeit in jungen Jahren zu sterben noch exorbitanter ist als bei den meisten anderen.

Eine solche Person ist die Hauptperson, die am Anfang der Geschichte nur noch in insgesamt 10 der zugänglichen Welten am Leben ist. Deswegen wurde sie von der Firma, die die Reise zwischen den Welten erfunden hat, angeworben, um Daten aus den anderen Welten zu sammeln, die ebenso wie Rohstoffe gezogen werden, um das Leben auf Erde 0 für die Privilegierten noch annehmlicher zu machen. Das Einzige, was die Protagonistin will (abgesehen davon, dass sie auch um die Liebe von ihrer Betreuerin ringt), ist es, Bürgerin von Wiley City zu werden, und dafür muss sie noch vier Jahre in der Stadt arbeiten. Bald merkt sie jedoch, dass das vielleicht doch nicht alles sein kann, was sie für sich und ihr Leben erträumt und dass sie doch mehr Gewissen hat, als sie von sich selbst erwartet hätte…

*Meine Meinung*
Der Roman hat mich wirklich in jeglicher Hinsicht überzeugt. Der Stil ist etwas derber und direkt, passt aber so gut zu der Hauptperson, die in der Ich-Form erzählt und mich etwas an Smilla aus „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“ erinnert hat. Das Konzept ist durchdacht, die Idee dahinter superspannend. Es werden aus meiner Sicht keine Klischees erfüllt, sondern alles hat etwas erfrischend Unkonventionelles und Eigensinniges. Politische Themen werden aufgegriffen, aber ohne dass es erzwungen wirkt. Noch dazu war der Inhalt spannend, vielleicht manchmal etwas vorhersehbar, aber bei Weitem nicht immer.
Insgesamt kann ich nur eine große Empfehlung aussprechen das Buch zu lesen. Besonders Science-Fiction-Fans ab 14 Jahren, die vor neuen Ideen und politischen Inhalten nicht zurückschrecken, werden ihre Freude daran haben. Viel Spaß und Spannung beim Lesen!

*Erschienen bei Knaur*

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Autorin / Autor: Johanna Reichel - Stand: 27. Oktober 2021