Ekel ist manipulierbar

Studie: Wie abstoßend wir Schweißgeruch finden, hängt davon ab, ob wir glauben, dass der Geruch von einer Person stammt, die zu unserer Gruppe gehört oder nicht

Ekel ist ein natürliches und wichtiges Gefühl. Es sorgt dafür, dass wir gesundheitsgefährdende Situationen meiden, etwa indem wir Erbrochenes auf der Straße weitläufig umgehen, stark hustenden und triefenden Personen nicht allzu nahe kommen und uns von verdorbenen Lebensmitteln abwenden.

Ekel ist aber offensichtlich auch ein Gefühl, dass uns daran hindert, mit anderen zusammenzurücken, auch wenn es dringend nötig ist. Für Menschen, die eng zusammen in einem Bus fahren müssen oder die zusammen arbeiten und dabei womöglich auch Körperkontakt haben müssen, ist Ekel manchmal ein echtes Hindernis. Ein Team von Wissenschaftler_innen der Universitäten St Andrews und Sussex haben in einer Studie heruasgefunden, wie leicht sich Ekel auch manipulieren lässt - durch das Gefühl der Zusammengehörigkeit oder der Fremdheit.

Sie ließen Student_innen an verschwitzten T-Shirts schnüffeln und anschließend einen Fragebogen zu ihrem Ekellevel ausfüllen. Dabei wurde ihnen vorher eingebläut, sie sollten sich selbst in diesem Versuch entweder als Student_in betrachten oder als Vertreter der eigenen Universität. Die verschwitzten T-Shirts, die alle geruchsmäßig identisch ausgestattet waren, wiesen teilweise Logos der eigenen, teilweise einer fremden Universität auf.
Waren die Teilnehmer_innen zuvor angewiesen worden, sich als Student_innen zu begreifen, fanden sie T-Shirts von fremden Universitäten nicht ekliger als die anderen. Sollten sie sich allerdings als Vertreter der eigenen Universität wahrnehmen, bewerteten sie plötzlich den T-Shirt-Schweiß von Universitätsfremden als abstoßender, obwohl der Geruch ja identisch war.

In einem zweiten Versuch unter den gleichen Voraussetzungen hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, sich nach dem Versuch die Hände zu waschen. Die Forscher_innen vermuteten, sie würden dies häufiger und gründlicher tun, wenn sie das Gefühl hatten, ein Schweiß-Shirt in den Händen gehabt zu haben, das einer Person gehört, die vermeintlich nicht zu ihrer Gruppe gehört. Die Ergebnisse bestätigten dies.

Für die Forscher_innen zeigt dies, dass Ekel also auch ein Gefühl ist, dass von dem Gefühl der Zusammengehörigkeit beeinflusst ist und offenbar auch gesteuert werden kann. Was uns fremd erscheint, ekelt uns schneller. Wir vermuten, dass uns fremde Menschen gesundheitlich eher gefährden können (unbekannte Keime?) als Menschen, die wir in irgendeiner Form als zu unserer Gruppe zugehörig empfinden. Damit entsteht Ekel nicht nur darüber, was wir sehen, riechen und schmecken, sondern auch durch unsere soziale Beziehung zu der Quelle unseres Ekels. So können wir den eigenen Kindern problemlos die Windeln wechseln, während wir das bei fremden Menschen sehr unangenehm finden.

Der positive Aspekt ist: an der sozialen Beziehung lässt sich arbeiten. Was wir kennen, fürchten wir auch nicht. Das ist in Zeiten, wo Menschen - ob sie nun wollen oder nicht - enger zusammenrücken müssen, eine wichtige Botschaft.

Quelle

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 24. Februar 2016