Schotten dicht bei Ekel

Forschung: Mimik macht Sinn

Warum haben Menschen in bedrohlichen Situationen angstgeweitete Augen? Und warum verziehen sie das Gesicht zu den verschrumpeltsten Fratzen, wenn sie sich so richtig ekeln? In der Forschung geht man davon aus, dass emotionale Ausdrücke eine wichtige Bedeutung für Menschen haben. Sie sind nicht zufällig und individuell, ein ängstliches Gesicht wird in nahezu allen Kulturen erkannt und richtig gedeutet. Gesichtsausdrücke, so ist darum die verbreitete Meinung in der Forschung, dienen als Kommunikationsmittel, das ohne Sprache auskommt und vor gefährlichen Situationen warnen kann.

Angst macht aufmerksam

Der kanadische Forscher Joshua Susskind und sein Team wollten nun aber wissen, warum ein angstvolles oder ein angeekeltes Gesicht so aussieht, wie es aussieht. Sie ließen Testpersonen typisch ängstliche oder angeekelte Gesichtsausdrücke nachahmen und führten dann Wahrnehmungstests mit den Versuchspersonen durch. Es zeigte sich, dass Angst auch zu einer gesteigerten Wahrnehmung führt. Die Augen weiten sich, so dass sich das Blickfeld vergrößert. Eine mögliche Gefahrensituation kann dann besser überblickt werden. Zudem schweift der Blick schneller hin und her. Die Nasenlöcher weiten sich, man atmet mehr Luft ein und nimmt zugleich stärker Gerüche wahr, die Hinweise auf eine Bedrohung geben könnten.

*Weniger Angriffsfläche*
Bei Ekel knautscht sich das Gesicht eher zusammen: zusammengekniffene Augen, hochgezogene Oberlippe, zusammengezurrte Augenbrauen. Die Folge: die Nasenöffnungen verengen sich, die Augen werden kleiner. So bietet der Körper bei einem ekligen Anblick weniger Angriffsfläche für fiese Ausdünstungen oder mögliche Krankheitserreger.
Die WissenschaftlerInnen glauben, dass zumindest bei Angst und Ekel zunächst der praktische Nutzen des emotionalen Ausdrucks im Vordergrund stand. Dass sie zusätzlich wertvolle Warnsignale für andere sein und auch als solche gedeutet werden können, war dann eher ein evolutionärer Nebeneffekt.

Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 16. Juni 2008