Durch Nacht und Wind

Die criminalistischen Werke des Johann Wolfgang von Goethe. Aufgezeichnet von seinem Freunde Friedrich Schiller
Autor: Stefan Lehnberg
Ungekürzte Fassung mit Oliver Kalkofe

Hörbuchcover

In Weimar leben Schiller und Goethe ein eher ereignisloses Leben, bis der Großherzog von N. Goethes Hilfe erbittet, der Geheimrat bei Hofe ist. In einem Brief wird darauf hingewiesen, dass ein Smaragdring im Besitz des Großherzogs den Tod seines Besitzers zu Folge haben wird. Tatsächlich ist der Großherzog bald tot und nicht nur die Umstände seines Todes sind äußerst mysteriös, auch in seinem näheren Umfeld wimmelt es nur so von Verdächtigen…

Stefan Lehnbergs historischer Krimi ist von Anfang an unterhaltsam und bietet neben verschiedensten teils realen Charakteren auch noch einen mysteriösen Mord und viele Anspielungen auf echte Werke der bekannten Protagonisten.

Wie im Klappentext versprochen, erinnert die Dynamik zwischen Schiller und Goethe stark an die zwischen Sherlock Holmes und John Watson, wobei Goethe als „Geheimrat“ die Rolle des Meisterdetektivs und Schiller die des Assistenten und Chronisten annimmt.
Vor allem Schillers Erzählstil ist sehr unterhaltsam, einige seiner realen Zitate fließen in die Geschichte mit ein und erhalten zum Teil amüsante Kontexte. Neben den beiden Schriftstellern bietet „Durch Nacht und Wind“ mehr als genug Verdächtige, die sich allesamt zwielichtig oder mysteriös verhalten und die zunächst auch alle ein Motiv zu haben scheinen.

Wer jedoch eine rasante, actionreiche Geschichte erwartet, täuscht sich. Der Krimi wird zwar nie langweilig und bietet viele interessante Details, auch wenn manche für den Plot doch etwas unnötig wirken, orientiert sich vom Erzählstil her jedoch stark an der Lady of Crime Agatha Christie. Charaktere und deren Motive sowie Spuren und ihre Bedeutung werden genau beleuchtet, sodass das Hörbuch mit knapp fünfeinhalb Stunden durchaus recht lang ist.
Oliver Kalkofe, der bereits zahlreiche andere Hörbücher gesprochen hat, leiht dem Erzähler Schiller seine Stimme und trifft vor allem mit seinen Betonungen den besonderen Humor des Buches, was das Hören zu einem echten Vergnügen macht.

Je nach persönlicher Vorliebe sollte man jedoch wissen, dass der Krimi stilistisch an Schiller orientiert ist: Rechtschreibung, Grammatik und Satzstruktur sind somit etwas veraltet. Bis auf gelegentliche Stellen stört das den Lesefluss jedoch nicht. Wer aber schon in der Schule genug von eher altmodischem Schreibstil hatte sollte „Durch Nacht und Wind“ vielleicht eher nicht lesen.

Außerdem ist „Durch Nacht und Wind“ keine völlig ernste Adaption zweier deutscher Autoren. Der Humor kommt keinesfalls zu kurz und regt öfters zum Schmunzeln und Mitlachen ein. Dass deswegen manche Informationen über die beiden Autoren nicht ganz korrekt wiedergegeben werden, stört aber gar nicht.

Ich bin sehr gespannt, ob Stefan Lehnberg sich noch weitere Abenteuer für das deutsche Ermittlerduo ausdenkt.

*Erschienen bei DAV *

Weiter >>

Autorin / Autor: imber - Stand: 22. August 2017