Die Valentines – verdammt berühmt. Happy Girl Band 1

Autorin: Holly Smale
Übersetzt von: Petra Koob-Pawis

Die fünfzehnjährige Hope fiebert ihrem sechzehnten Geburtstag entgegen. Als jüngster Spross der weltberühmten Valentine-Familie darf sie erst mit sechzehn karrieretechnisch durchstarten – doch Hope kann es kaum erwarten. Zu gern möchte sie genau wie ihre drei älteren Geschwister, ihre Eltern und ihre Großmutter in der High Society mitmischen, der Star in dramatischen Liebesfilmen sein und berühmt und verehrt werden.
Für sie ist das Leben ein Film, in dem sie die Hauptrolle spielt und sich die Welt so gestaltet, wie sie ihrer Meinung nach sein sollte. Romantik, Glücklichsein und Hoffnung werden bei Hope großgeschrieben, und Negativität hat da nichts zu suchen. Eigentlich fehlt Hope zum vollkommenen Glück nur noch der männliche Hauptdarsteller. Als sie schließlich Jamie begegnet, scheint er der perfekte Kandidat dafür zu sein…

Zunächst einmal muss ich ein gewaltiges „Uuuuuff“ loslassen. Ich kann mich nicht erinnern, jemals so genervt von der Protagonistin eines Buches gewesen zu sein. Für fast ein dreiviertel der Handlung wird uns Hope als naives Dummchen präsentiert, das den ganzen Tag nichts anderes tut, als sich selbst in glamouröse und kitschig-romantische Filmszenen zu träumen, in denen es eigentlich immer darum geht, wie wunderschön und makellos sie ist und wie gutaussehend und perfekt ihr erfundener männlicher Gegenpart. Den Rest der Zeit darf man sie dabei beobachten, wie sie alles Mögliche völlig falsch interpretiert. Was wirklich um sie herum passiert, vor allem die negativen Aspekte des Lebens, blendet sie komplett aus.

Sie tut gebildet, benutzt diverse Wörter aber stetig falsch, und egal wie oft sie berichtigt wird, sie bleibt dabei. Sie wirkt die meiste Zeit eigentlich nicht wie 15, sondern eher fünf Jahre jünger. Teilweise möchte man sie einfach aus dem Buch zerren, an den Schultern packen und kräftig schütteln. Um aber doch noch ein gutes Haar an der Geschichte zu lassen – ab und zu kann man schon darüber schmunzeln, wie Hope sich in ihren Tagträumen verliert. Manches davon hat man sich vielleicht selbst als Jugendliche_r so ausgemalt, vor allem, wenn man viel Disney geschaut hat. Hope ist jedoch noch eine ganze Spur schärfer. Allerdings gibt es auch gegen den Schreibstil nichts auszusetzen – es liest sich locker und lebendig weg.

Die meiste Zeit fragt man sich, wie ein Mensch nur so unfassbar verklärt sein und eine so merkwürdige Wahrnehmung haben kann, und das, obwohl eigentlich nach und nach klar wird, woher das kommt.
Ich habe mir durchweg gewünscht, es möge doch bitte, bitte endlich ein Wendepunkt in der Handlung kommen – und der kam tatsächlich auch. Allerdings sehr vorhersehbar und für mich etwas zu spät, weil ich das Mitleid, das Hope eigentlich verdient hätte, da schon gar nicht mehr so ganz empfinden konnte. Auch die Freude darüber, dass Hope sich in die richtige Richtung entwickelt, blieb irgendwie aus. Es war mehr ein „Mein Gott, na endlich.“
Ich hatte das Gefühl, dass die Balance zwischen Hopes doch recht repetitiven Tagträumen und den Szenen, die die Gründe für ihr Verhalten aufzeigen sollten, nicht ausbalanciert genug waren. Der Konflikt hätte sich durchaus nachvollziehbarer aufbauen lassen. Sehr wahrscheinlich war es auch gerade so gewollt – aber trotzdem hat mir da irgendwie der Tiefgang gefehlt.

Nun ist dieses Buch allerdings der erste Teil einer Reihe, und der nächste Band wird wohl, so verrät die Leseprobe, aus der Sicht von Hopes Schwester Faith erzählt werden. Eventuell gebe ich dem noch eine Chance.
Ich kann mir auch durchaus vorstellen, dass vielen das Buch und sein Humor gefallen könnten – leider gehöre ich aber nicht dazu.


*Erschienen bei Fischer KJB*

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Autorin / Autor: Sarah Hollstein - Stand: 14. August 2020