Die Macht der Reihenfolge

Studie: Der Erste erscheint oft als der Beste

Die erste Kandidatin, der erste Bewerber, das erste Auto, der/die/das wir zu sehen bekommen, ist für uns oft die erste Wahl. Vor allem, wenn wir uns schnell entscheiden müssen. Das meinen zumindest  WissenschaftlerInnen von der University of California, die in Experimenten mit Freiwilligen beobachtet haben, dass der/die Erste oft unbewusst eine Zustimmung erfährt.

In den Experimenten, die zu dieser Erkenntnis geführt haben, sollten Testpersonen sich möglichst schnell für eines von zwei Teams, dem sie lieber angehören oder eine von je zwei Personen (Jim und Jon, Lisa und Lori) entscheiden, denen sie eher ein Auto abkaufen würden. Sie bekamen die Kandidaten jeweils 30 Sekunden nacheinander gezeigt. Über einen speziellen Assoziationstest wurde ermittelt, wie die spontane und unbewusste Entscheidung ausgefallen war, dann sollten sie ihre Wahl noch mal ausführlich artikulieren (z.B. "Ich bevorzuge Lisa deutlich vor Lori"). Ganz gleich, wen die Testpersonen bewusst für besser erachteten, die unbewusste Reaktion fiel meist zugunsten des/der Ersten aus. Die Ergebnisse bestätigten sich in Versuchen mit Menschen am Bahnhof, denen zwei verschiedene Kaugummis angeboten wurden und die immer wieder zum zuerst gezeigten tendierten.

Die Forscher vermuten, dass es unter anderem auch evolutionäre Gründe für diese Vorliebe zum Ersten geben könnte. Das erste, was der Mensch sieht, ist seine Mutter. Sie verspricht Sicherheit. Möglicherweise spielt aber auch so etwas wie die verinnerlichte Hackordnung eine Rolle: Genauso wie das starke Alpha-Tier eines Rudels zuerst essen darf, wird auch dem/der Höchstehenden, dem Vater oder dem Gast in bestimmten Traditionen und Kulturen zuerst aufgetischt. Wer also zuerst kommt - etwa in einem Bewerbungsgespräch -  erscheint als besonder wichtig oder ranghoch. Erst wenn wir mehr Bedenkzeit bekommen, können wir uns über diese tief verwurzelte Vertrauen in die Ersten hinwegsetzen und Ehre gebühren, wem Ehre wirklich gebührt: denen, die uns symphatisch sind, die auf den zweiten Eindruck überzeugen, die wirklich am besten sind.

Und wie können wir diese Erkenntnisse nun für uns nutzen? Müssen wir uns jetzt bei jeder Gelegenheit vordrängeln? Sollen wir nun immer darum betteln, als erste ein Referat zu halten, etwas vorzuspielen oder unser Ergebnisse zu präsentieren? Und müssen wir ab sofort höllisch aufpassen, dass wir uns nicht gleich in den oder die Erstbesten verlieben, der uns möglicherweise nur gefällt, weil er als erstes durch die Tür kam? Keineswegs. Beherzigen wir stattdessen lieber all die Bibel-Weisheiten und Redensarten, die diese Studie Lügen strafen: Je später der Abend, desto schöner die Gäste. Das Beste zum Schluss! Die Letzten werden die Ersten sein. Und wer zuletzt lacht, lacht am besten...:-DDD

Die Ergebnisse der Wissenschaftler wurden im Fachmagazin PLOS one veröffentlicht.

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 4. Juli 2012