Zu früh gefreut?

Studie: TagträumerInnen treffen die schlechteren Entscheidungen

Ist es nicht schön, mal die Gedanken schweifen zu lassen und so den Trott um sich herum auszublenden? Wenn es nach Heather Kappes von der New York University und ihre ForscherkollegInnen geht, sollten wir es mit den Tagträumen allerdings nicht übertreiben. Wer zu viel fantasiert und sich in Gedanken den nächsten Traumurlaub ausmalt, der übersieht oft den Haken an der Sache. Wer eine rosarote Brille trägt, der trifft oft die schlechteren Entscheidungen, schreiben die ForscherInnen in einem Fachartikel im „Personality and Social Psychology Bulletin“.

In einer Studie konfrontierten sie mehrere hundert TeilnehmerInnen mit unterschiedlichen Szenarien. Die einen sollten sich in Gedanken glamouröse High-Heels kaufen, andere über eine Geldanlage nachdenken, oder sie bekamen die Aufgabe, sich ihren Traumurlaub auszumalen. Dabei wurden sie angehalten, ausschließlich an die positiven Seiten der zu erwerbenden Dinge zu denken. So wollten die ForscherInnen die Testpersonen zum Tagträumen animieren. Den gleichen Test führten sie mit einer Kontrollgruppe durch, die sich ebenfalls mit den drei Entscheidungen auseinandersetzte, dabei allerdings auch die negativen Seiten betrachtete – etwa die Unbequemlichkeit der High-Heels, die Risiken der gewählten Geldanlage oder die zu lange Flugzeit zum Traumurlaub.

Anschließend bekamen die TeilnehmerInnen die Möglichkeit, sich im Internet Informationen zu ihrer Kaufentscheidung einzuholen. So konnten die UrlaubsbucherInnen sich etwa auf Bewertungsseiten die Kritiken der anderen NutzerInnen durchlesen. Die ForscherInnen notierten währenddessen, ob sich die TeilnehmerInnen eher über negative oder positive Aspekte informierten, ob sie beispielsweise eher die 5-Sternebewertungen ansahen oder die der NutzerInnen, die dem Urlaubsziel nur einen Stern gaben.

Und siehe da: Die positiv eingestimmte Gruppe, die sich bereits in Träumen verloren hatte, vernachlässigte bei der Informationsrecherche die negativen Aspekte und konzentrierte sich weiterhin auf die Vorteile der schicken High-Heels, der Geldanlage oder des Urlaubs. Die Kontrollgruppe hingegen beschäftigte sich trotz Vorfreude mit beiden Seiten – den negativen und positiven - und traf somit am Ende die besseren „Kaufentscheidungen“.

Wer sich im Vorfeld einer Kaufentscheidung bereits im Schlaraffenland sieht, neige dazu, nur noch Informationen an sich heran zu lassen, die das positive Bild verfestigen, resümiert Heather Barry Kappes. Wer eine wichtige Entscheidung treffen muss, sollte sich ihrer Ansicht nach möglichst mit beiden Seiten auseinandersetzen und nicht durch Euphorie die negativen Aspekte ausblenden. Und ist die Entscheidung dann einmal getroffen, kann man sich guten Gewissens freuen. . Den Spaß sollte sich auf jeden Fall niemand von dieser Studie verderben lassen ;-).

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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 6. Juni 2012