Die Legende der Adlerkrieger

Autor: Jin Yong
Aus dem Chinesischen von Karin Betz

„Der chinesische Herr der Ringe erstmals auf Deutsch“, mit diesem Aufkleber wird der Roman „Die Legende der Adlerkrieger“ von Jin Yong beworben. Da horcht doch schon mal jeder Fantasy-Fan auf, nicht wahr? Nun, ich war auch ziemlich neugierig, weshalb ich diesem Buch eine Chance geben wollte. Es gehört übrigens zur sogenannten Wuxia-Fiction, die das Können, Denken und Verhalten von Kampfkünstlern in Unterhaltungsform umwandelt. Dementsprechend ist es sehr naheliegend, dass auch diese Geschichte nicht ohne Kung-Fu auskommt.

Zu Beginn lernen wir zwei junge Männer kennen, Yang Tiexin und Guo Xiaotian, die Schwurbrüder sind. Sie leben mit ihren schwangeren Frauen in einem kleinen, friedlichen Dorf. Jedoch hört dieser Frieden schlagartig auf, als sie zufällig auf einen Daoisten treffen. Dieser wird von Jin-Soldaten verfolgt, die im ganzen Land verachtet und gefürchtet werden, weil sie hinterlistige Räuber sind, die sich bei der Regierung eingenistet haben. Die zwei Männer verteidigen den Daoisten bis zum Tod. Bevor sie sterben gibt der Gelehrte Yang Tiexin und Guo Xiaotian das Versprechen, deren Kinder in der Kunst des Kung-Fu auszubilden, damit sie das chinesische Reich retten können. Durch dieses Versprechen und den Schwur deren Väter, dass ihre Kinder entweder Schwurbrüder oder Mann und Frau werden sollen, sind sie miteinander verbunden. Doch wie das Schicksal es will, werden die zwei Kinder getrennt und wachsen ohne jegliche Kenntnisse über den jeweils anderen als Feinde auf. Sie sind Schwurbrüder, ohne es zu wissen.
Über mehrere Jahre kann der Leser die zwei Jungen und deren Fortschritte in der Kampfkunst beobachten, bis das Schicksal sie irgendwann aufeinander treffen lässt...

Ich muss sagen, dass ich am Anfang wirklich ziemlich skeptisch war. Ich habe noch nie ein ähnliches Buch gelesen, geschweige denn einen Kung-Fu-Film angeschaut. Meine Unwissenheit was das betrifft habe ich zu Beginn ein wenig bemerkt, denn die chinesischen Namen haben bei mir zunächst ziemlich für Verwirrung gesorgt. Doch mit der Zeit konnte ich mich gut rein lesen. Der Schreibstil hat dies unter anderem ziemlich erleichtert, denn Jin Yong schreibt meiner Meinung nach sehr anschaulich. Beeindruckend fand ich, dass man sogar den Kampfszenen folgen konnte, auch wenn es oft lange Bezeichnungen für die Angriffe gab und meistens mehrere Krieger auf einmal beteiligt waren.
Man sollte jetzt jedoch keinen super actiongeladenen Fantasyroman erwarten. Dadurch, dass wir in dem Buch zwei junge Kämpfer auf ihrem Lebensweg begleiten, ist die Geschichte nicht immer aufregend. Mich hat dies jedoch keineswegs gestört, ich habe es eher als positiv und authentisch empfunden.

Alles in einem: ein tolles Buch, das einen in eine neue Welt entführt. Perfekt für alle neugierigen Abenteurer.


*Erschienen bei Heyne*

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Autorin / Autor: Kira - Stand: 5. Januar 2021