„Ich will hier nicht weg!“

Studie: Die Jugend bleibt in der Nähe der Eltern wohnen

zuhause (c) jennyh

Bei Muttern ist es doch am schönsten – das sieht auch die deutsche Jugend so. Nur die wenigsten wollen sich unnötig weit vom trauten Heim entfernen und bleiben ganz in der Nähe von Mutter und Vater wohnen. Im Durchschnitt liegt die neue Bleibe junger Menschen gerade einmal 9,5 Kilometer entfernt vom Heim der Eltern. Die meisten genießen die Nähe zu Familie, Freunden und der Umgebung, in der sie aufgewachsen sind. JedeR Zehnte wagt sich sogar nur weniger als einen halben Kilometer weg. Das ist das Ergebnis einer jetzt vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung Berlin (DIW) veröffentlichten Studie einer Forschergruppe um Thomas Leopold von der Universität Bamberg.

*Besser Ausgebildete sind weniger anhänglich*
„Besonders, wenn Mutter und Vater noch in dem Ort leben, in dem die Jugendlichen aufgewachsen sind, bleiben sie in deren Nähe“, sagt der Sozialwissenschaftler. In die Ferne zieht es nur die wenigsten jungen Männer und Frauen, wenn sie das Elternhaus verlassen. Am anhänglichsten seien vor allem wenig gebildete Jugendliche aus bildungsfernen und ärmeren Familien. Drei Viertel von ihnen gründen ihren ersten eigenen Haushalt weniger als 20 Kilometer entfernt von den Eltern. „Selbst wenn es in der Region an Arbeitsplätzen mangelt, ist das für sie offenbar kein Grund, weiter weg zu ziehen“, sagt Thomas Leopold.

Auch junge Männer in Ostdeutschland sind besonders stark im Ort ihrer Kindheit verwurzelt. Wesentlich mobiler sind dort die Frauen, die in der Regel besser ausgebildet sind als die jungen Männer. „Sie finden in ihren Heimatorten oft weder einen geeigneten Studien- oder Arbeitsplatz noch den passenden Partner“, so Leopold. „Für gebildete Frauen kommt es in der Regel nicht in Frage „nach unten“ zu heiraten, also einen Mann zu wählen, der weniger verdient und einen schlechteren Schulabschluss hat“, erläutert der Bamberger Soziologieprofessor Hans-Peter Blossfeld, der über mehrere Jahre das Heiratsverhalten der Deutschen untersucht hat.

*Hintergrund: Woher stammen die Daten?*
Die Untersuchung basiert auf den Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP), der größten und am längsten laufenden interdisziplinäre Längsschnittuntersuchung in Deutschland. Das SOEP ist am DIW Berlin angesiedelt und gibt Auskunft über Faktoren wie Persönlichkeitsmerkmale, Einkommen, Erwerbstätigkeit, Bildung, Gesundheit und Lebenszufriedenheit. Im Auftrag des DIW Berlin werden jährlich mehr als 20 000 Personen in rund 10 000 Haushalten von TNS Infratest Sozialforschung befragt. Weil jedes Jahr dieselben Personen befragt werden, können nicht nur langfristige gesellschaftliche Trends sondern auch die gruppenspezifische Entwicklung von Lebensläufen besonders gut analysiert werden.

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 6. April 2011