Die Geschichte meiner Sexualität

Autor: Tobi Lakmaker
Übersetzt von: Christina Brunnenkamp

„Die Geschichte meiner Sexualität“, der Debütroman von Tobi Lakmaker, erzählt autobiografisch von Tobis Erwachsenwerden. Er wurde als Mädchen sozialisiert und beschreibt im Buch den Prozess, den er durchgemacht hat, um immer mehr zu realisieren, dass diese soziale Identität nicht zu ihm passt.

Der Stil ist schnell, frisch, umgangssprachlich und gleichzeitig philosophisch. Es war, als würde ich dem Autor beim Denken zuhören. Die Sätze schlängelten sich ebenso wie die Geschichte dahin. Es gab nicht wirklich eine Pause, sondern es ging immer weiter und weiter, sodass ich schnell durch war mit der Lektüre. Tobi gibt dabei einen intimen und gleichzeitig humorvollen Einblick in seine Erlebnisse und Gedanken zu Themen wie Sexualität, Intimität, Geschlechterrollen und Trauer. An vielen Stellen wird von erschreckenden Ereignissen erzählt.

Ich hatte sehr oft das Bedürfnis, den Autoren einmal fest zu umarmen. Deswegen fällt es mir insgesamt etwas schwer, viel zu diesem Buch zu sagen, da es sich so anfühlt, als würde ich die intimsten Gedanken und Gefühle dieser Person beurteilen. Feststeht jedoch, dass ich das Lesen sehr genossen habe und das Buch gleich einer Freundin weitergeschenkt habe. Bei vielen Büchern stören mich beim Lesen sonst Anhäufungen von Stereotypen. Bei „Die Geschichte meiner Sexualität“ hatte ich eigentlich nie das Gefühl an irgendeiner Beschreibung oder Aussage anzuecken und die Augen verdrehen zu müssen. Es gibt viele Denkanstöße und Einblicke, aber mit seiner unkonventionellen Art bedient es nicht die typischen Klischees. Meine einzigen Kritikpunkte wären vielleicht, dass ich den Titel „Die Geschichte meiner Sexualität“ nicht ganz passend finde, da es zwar viel um dieses Thema geht, es für mich aber nicht die Essenz der Erzählung vermittelt. Außerdem wären an manchen Stellen Trigger-Warnungen angebracht gewesen.

Insgesamt kann ich das Buch jedenfalls nur empfehlen – vor allem an neugierige Lesende, die auch nichts gegen einen unkonventionellen Schreibstil haben. Da wie gesagt auch schwierige Themen behandelt werden, würde ich eine Altersempfehlung ab 14 oder sogar 16 Jahren aussprechen.

*Erschienen bei Piper*

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Autorin / Autor: Johanna R. - Stand: 2. März 2022