Die Ameisenkolonie

Autorin: Jenny Valentine

Buchcover

*Inhalt:*
Sam, der das monotone Leben auf dem Land satt hat, will einfach nur raus aus seiner kleinen Welt und etwas Neues kennen lernen. London! Das Haus in der Georgiana Street 33 scheint der ideale Platz zum Untertauchen. In den heruntergekommenen Wohnungen sammeln sich die verschiedensten Menschen. Bohemia, die von ihrer Mutter Cherry von Wohnung zu Wohnung geschleppt wird; die ältere Dame Isabel, die sich mit ihrer neugierigen und einfühlsamen Art benimmt als würde das Haus ihr gehören; der eigentliche Hausbesitzer Steve und Mick, von dem man nicht so viel erfährt. Doch trotz der vielen Möglichkeiten ein neues Leben anzufangen, möchte Sam nur eines, in Ruhe gelassen zu werden. Durch Zufall unternimmt er viel mit dem kleinen Mädchen Bohemia, trifft sie oft und lernt sie so immer besser kennen. Er wird immer offener, doch auch seine sehr unfreundliche Seite kann aus gutem Grund nicht ganz verschwinden. Aber als Bohemia verschwindet, ist ihm das nicht egal und er will sie suchen. Und vielleicht könnte es ihm endlich gelingen, über seine Vergangenheit zu sprechen und das Geheimnis hinter sich zu lassen, um endlich wieder in die Zukunft blicken zu können.

*Meine Meinung:*
Vorweg möchte ich gerne den Titel erklären. „Die Ameisenkolonie“ ist ein eigenartiger, aber perfekt passender Titel für diesen Roman. Zum einen, weil Sams bester Freund in seiner früheren Heimat ein Ameisenfanatiker war und sich brennend für diese kleinen Tierchen interessiert hat. Zum anderen, weil die Menschen in der Georgiana Street 33 durchaus Ähnlichkeiten mit Ameisen haben. Alle achten nur auf sich, leben in ihrer eigenen Welt und tun das, was ihnen wichtig erscheint. Meiner Meinung nach, ist „Die Ameisenkolonie“ ein ausgesprochen passender Titel für diesen Roman.

Das wirklich Besondere an diesem Buch ist eindeutig der sehr interessante Stil in dem die Autorin schreibt. Jennie Valentine schreibt objektiv und schlicht, beschreibt die Gefühle der Figuren wenig bis gar nicht und lässt es dem Leser absolut selbst überlassen, wie er die einzelnen Personen einschätzt. Man darf sich „Die Ameisenkolonie“ aber nicht wie eines dieser Bücher vorstellen, in denen NUR die Handlung, die passiert, der Reihe nach geschildert wird. Aus irgendeinem Grund ist dieses Buch mehr.

Das könnte vielleicht an den absolut verschiedenen Personen liegen, die in dem Roman vorkommen. Und vor allem daran, wie sie sich im Laufe der Geschichte verändern und den Situationen anpassen. Oft musste ich wirklich schmunzeln, wenn Sam sich wieder einmal komplett introvertiert und abwesend verhalten hat, wie es eben nur Sam macht. Jenny Valentine hat den Hauptpersonen völlig verschieden ausgeprägte Persönlichkeiten gegeben, was das Buch zu einem sehr lebendigen Roman macht. 

Soweit, schön und gut. Trotz all diesen sehr positiven Punkten finde ich, dass „Die Ameisenkolonie“ viel zu wenig Handlung hat. Das Problem ist, dass es keinen richtigen Höhepunkt gibt, aber trotzdem die ganze Zeit auf solch einen aufgebaut wird. Der Leser wartet und wartet, doch es kommt nicht wirklich etwas. Natürlich wird es spannend als Bo (Bohemia)  verschwindet und Sam nach ihr suchen will, aber einen richtigen Höhepunkt hatte dieser Roman für mich nicht.

Was für mich das Wichtige in diesem Buch war, war aber etwas ganz anderes (nicht etwa der fehlenden Höhepunkt). Das Einzigartige an diesem Werk ist die Beziehung und das Zusammenleben der einzelnen Charaktere und das wurde wirklich wahnsinnig gut beschrieben. Ich würde „Die Ameisenkolonie“ auf jeden Fall weiterempfehlen, denn aus diesem Buch kann jeder etwas lernen. Über Hilfe, Freundschaft, guten Umgang und vor allem über Einsamkeit.

*Erschienen bei: dtv*

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Autorin / Autor: wikwak - Stand: 8. April 2011