Der Tag, der nie kommt

Autor: Oliver Reps

Elias ist 17 Jahre alt. Wegen seiner Angewohnheit, hin und wieder mal zuzuschlagen, geht er regelmäßig zu Henry, seinem Psychotherapeuten. Mit Henry versteht er sich gut, und mittlerweile geht er auch nicht mehr hin, weil er muss, sondern weil Henry echt in Ordnung ist. Eines Tages trifft Elias auf dem Weg zu Henry auf Polly: Sie taucht plötzlich auf, planlos, bildhübsch, und auf der Suche nach dem nächsten Supermarkt. Von diesem Tag an sind Elias und Polly unzertrennlich, ihre Verbindung ist unschuldig, liebevoll und vielversprechend. Sie schauen gemeinsam Filme, hören Musik, oder streifen durch den Wald. Dort gibt es einen versteckten Bach, den nur Elias, Polly, und Elias‘ kleine Schwester Evi kennen. Zu dritt erleben sie dort einen magischen Sommer voller Liebe, Freundschaft und schönen Erinnerungen. Doch eines Tages ändert sich alles: Ein Unfall trübt das bis dahin perfekte Glück und zerstört mit einem Schlag alles, was das Leben von Elias bisher lebenswert gemacht hat.

Oliver Reps hat eine außergewöhnliche Art zu schreiben: Die Erzählung springt zwischen verschiedenen zeitlichen Ebenen, und doch gelingt es Reps mit kleinen Hinweisen und Kommentaren, dem Leser immer wieder Halt und Orientierung zu gehen. Reps erschafft eine Atmosphäre, die gleichzeitig von Leichtigkeit und von Schwermut geprägt ist, in der Elias auf Wolke sieben schwebt und zugleich eine unendliche Last trägt. Als Leserin habe ich mit ihm geliebt und gelitten, und bin nur so durch die Seiten geflogen. Die simple, und trotzdem angemessene Sprache stellt die Welt, in der Elias lebt, genauso dar, wie sie ist. Als Leser hat man keine Schwierigkeiten damit, sich einzufinden oder wohlzufühlen. Umso härter trifft einen das Ende. Obwohl man erahnen kann, was einen erwartet, hat man als Leser keine andere Möglichkeit, als sehenden Auges in ein Unglück zu stürzen. Dabei ist der Autor nicht hinterhältig oder führt den Leser auf eine falsche Fährte: Das Happy End bleibt aus, und doch läuft der Film weiter, bis auch die letzte glückliche Szene verblasst.

Insgesamt hat mir „Der Tag der nie kommt“ sehr gut gefallen, auch wenn es kein einfaches Buch ist. Es zeigt auf, wie nah absolute Glückseligkeit und abgrundtiefe Traurigkeit beieinander liegen, und erfüllt mich als Leserin mit einer tiefen Dankbarkeit. Ich kann es guten Gewissens weiterempfehlen!

*Erschienen im 360 Grad Verlag*

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Autorin / Autor: lacrima - Stand: 10. Mai 2022