Der Nazi an Mamas Frühstückstisch

Autorin: Victoria Porten

Die Wörter „Mama“ und „Frühstückstisch“ sind allgemein positiv besetzt: Geborgenheit, Sicherheit, Schutz, Wärme, neuer Tag - neues Glück. In Victoria Portens Graphic Novel ist es allerdings anders, denn plötzlich sitzt der Nazi Alexander an Mamas Frühstückstisch und für den 19-jährigen Jona wird alles anders.

Für Jonas Mutter ist Alex die große Liebe, dass er für die extreme NKU arbeitet, sofort bei ihr einzieht und Jonas als Drückeberger beschimpft, sind für die Mutter zunächst kein Problem. Für Jonas, der sich auf das Abitur vorbereitet und eine andere Weltanschauung hat, wird das Leben zu Hause zur Qual. Er will weg, für Alex muss er weg und die Mutter bleibt stumm.
Er kommt bei Freunden unter, ist kurzfristig obdachlos, später schlüpft er im Tierheim unter. Als das in Brand gesteckt wird und Jona beim Löschen etwas Belastendes findet, spitzt sich die Situation weiter zu. Parallel macht Christine ihre eigenen Erfahrungen mit Alex. Ohne zu viel inhaltlich zu verraten, kommt es am Ende des Buches zum Showdown.

Die Graphic Novel greift damit ein in mehrerer Hinsicht aktuelles Thema auf und liest sich spannend. Die Bilder sind mit schwarzem Fineliner gezeichnet und eher minimalistisch gehalten. Zusätzlich sind die Seiten anteilig in einer Farbe koloriert, wobei die Farben sich abwechseln und häufig den emotionalen Zustand einer Person aufgreifen. Auf den ersten Seiten fand ich die Augen der Protagonisten verstörend, aber das gibt sich. Wie bei jeder Graphic Novel sollte man mindestens zweimal lesen, einmal mit Schwerpunkt auf der Story, einmal mit Schwerpunkt auf das Zusammenspiel von Bild und Text. Einzelne Szenen, gerade solche, die Alex‘ Macht darstellen, sind grandios und man ist mitten in der Bedrohung. Das Ende der Geschichte fällt etwas ab, daher in der Gesamtbewertung 4 von 5 Sternen.

Erschienen bei BOOKS ON MARS

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Autorin / Autor: VFM - Stand: 17. November 2025