Der Chip

Autor: Manfred Theisen

Wahrscheinlich trägst du es normalerweise in der Hosentasche oder am Handgelenk? Es ist nicht nur, dass es jeder hat, es ist auch praktisch. Praktisch zu wissen, wo du bist und warst, vielleicht sogar deinen Puls. Praktisch zu jeder Zeit das Wissen der ganzen Welt und das deiner Freunde_innen aufzurufen. Weißt du, wovon ich rede?

Berlin 2032 – Die 15-jährige Kim ist eine der Auserkorenen, die das Elite-Internat Galileo besuchen dürfen. Sicherheit und Selbstoptimierung sind dort an erster Stelle. Hier gilt „Nur wer besser werden will, ist gut. Und wirklich gut ist nur der Beste“. Eine KI, Künstliche Intelligenz, genannt Brain, von dem mächtigsten und erfolgreichsten Unternehmen der Welt – BrainVersion, hilft ihr dabei, endlich sie selbst zu sein, also so, wie sie möchte: optimiert und sicher.
Kim ist eine begeisterte Mitläuferin. Bald wird sie gechipt und damit wirklich eine von den Besten sein. So wie Julian, ihr Freund.
Doch dann stirbt Jojoe. Es war ein Unfall. Er ist gestolpert – das würde Kim zumindest wie alle anderen glauben, wenn Julian davor nicht etwas anderes behauptet hätte.
Und dann ist da noch Levin, Jojoes bester Freund. Denn der weiß, dass Jojoe etwas Gefährliches wusste. Was war so wichtig, dass man ihm zum Verstummen brachte? Levin und Kim begeben sich auf die unerlaubte Suche, während ihre Chippung immer näherkommt.

Am Anfang habe ich mich sehr schwer getan in diese Welt, in der überall Roboter und KI sind, einzutauchen – vor allem in das Denken, sich gleich einen Chip implantieren zu lassen - bis ich festgestellt habe, dass wir mit Smartphones und Watches nicht so weit von dem Buch „Der Chip“ entfernt sind. Zudem wird im Hintergrund die Umweltkatastrophe beschrieben: In Deutschland herrscht Trockenheit und große Flüsse wie der Rhein sind schon fast ausgetrocknet. Die EU hat Umwelt-Probleme in ärmere Länder, wie Afrika, verschoben. Somit spricht Theisen auf jeden Fall mit seiner durchaus realistischen Zukunftsversion wichtige Themen an und bringt die Leser_innen zum Nachdenken.

Das ist meiner Meinung nach der gelungenste Punkt – eine realistische, dunkle Zukunft. Die Erzählung wirkt lebendig und somit war ich schnell mit dem Lesen fertig. Das Ende fand ich jedoch fast enttäuschend, da es nicht in diese Welt passt.
Mich hat „Der Chip“ durch seine Thematik und den flüssigen Stil sehr gefesselt, wenn man jedoch eine unerwartete Wendung erwartet, wird man enttäuscht.
Jede_r, der oder die ein_e Mitläufer_in ist und sich von dem Klappentext angesprochen fühlt, sollte den „Chip“ als Buch gelesen haben.


*Erschienen bei cbt*

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    Autorin / Autor: Johanna Ro. - Stand: 24. Januar 2022