Dazwischen: Wir

Autorin: Julya Rabinowich

„Dazwischen: Ich“ war das erstveröffentlichte Jugendbuch der gebürtig russischen, seit Kindheit an in Wien lebenden Autorin Julya Rabinowich, mit „Dazwischen: Wir“ setzt die Autorin ihre Erzählungen über das von einer Fluchtgeschichte geprägte Leben von Madina fort. Über das Format von Tagebucheinträgen wird den Leser:innen Einblick in die Gefühls- und Gedankenwelt der 15-Jährigen gegeben.

Es sind Sommerferien, Madina kann das Ende jedoch kaum abwarten, um weg von familiären Verpflichtungen zu kommen und wieder Zeit für sich durch Gespräche mit Karin Wischmann haben zu können. Obwohl sie erst fünfzehn ist, musste Madina ihr Kindsein früh aufgeben und Verantwortung für ihre Familie, ihre Mutter, ihre Tante Amina und ihren kleinen Bruder Rami übernehmen. Sie alle werden ständig begleitet von der Frage, ob der Vater je wieder zurückehren werde. An Madinas Seite steht jedenfalls ihre beste Freundin Laura, bei deren Mutter Susi die Familie nach einem positiven Asylbescheid nun auch wohnen kann. Auch wenn Schritte der Integration und des Neubeginns zu erkennen sind, beispielsweise bekommt Madina zum Geburtstag eine lang ersehnte Jeanshose, erlebt die Familie immer wieder Rückschläge durch diskriminierende Äußerungen und Angriffe. Außerdem verändern sich Dinge, ihre Beziehung mit Lauras Bruder Markus ist nicht mehr wie früher und Laura scheint etwas vor Madina geheim zu halten. Auf positiverer Seite dürfen sie die Hündin Kassandra aufnehmen. Das alles verraten uns Madinas Tagebucheinträge, auch über ihre Alpträume, ihre schulischen Schwierigkeiten und gemischten Empfindungen gegenüber ihrem Vater schreibt sie. Was im Endeffekt am bedeutendsten ist: offen sein, sich mit anderen zusammentun und nicht schweigen!

Vor dem Hintergrund eigenen Aktivseins in der Flüchtlingshilfe will Julya Rabinowich aufzeigen, welche Auswirkungen Flucht- und Kriegserlebnisse auf betroffene Personen haben können. Und es daher umso zentraler ist, diesen verständnisvoll entgegenzutreten und sich gegen Diskriminierung einzusetzen. Details wie die genaue Herkunft Madinas Familie scheinen unwichtig, es geht vielmehr um zwischenmenschliche Solidarität und gegenseitige Unterstützung. Die Autorin arbeitet weitere für Jugendliche wichtige Themen in die Erzählung ein, beispielsweise dass die Veränderung von Beziehungen und Körpern normal oder auch das Einholen therapeutischer Hilfe wichtig ist.

Im Roman wird Madina als starke junge Frau dargestellt, die viel im Leben durchgemacht hat und es schafft sich trotz traumatischer Erlebnisse, Trauer und rassistischer Bemerkungen nicht unterkriegen zu lassen. Ein wertvolles Buch, um Jugendlichen und jungen Erwachsenen über die persönliche Geschichte Madinas aktuelle Themen wie Flucht, Krieg und Verlust näherzubringen, gleichzeitig auch die Realität von Rassismus und die Möglichkeit der Gegenpositionierung zu zeigen. Durch die Struktur eines Tagebuch-Romans steht man als Leser_in Madina sehr nah, fühlt mit mit ihr und hofft gemeinsam auf positive Veränderungen. Als Anregung dafür im eigenen Umfeld kann sich ein:e Jede:r etwas aus „Dazwischen: Wir“ mitnehmen.

*Erschienen im Hanser Verlag*

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Autorin / Autor: Konstantina - Stand: 14. März 2022