Das kalte Herz

Die moderne Adaption eines klassischen Märchens mit Fantasy-Einfluss und schönen Naturaufnahmen.
*Filmstart: 20. Oktober 2016*

Der gutmütige Köhler Peter (Frederick Lau) und seine Eltern leben ein Leben in Armut und voll harter Arbeit. In ihrem Dorf im Schwarzwald versuchen Peter und sein Vater verzweifelt, genug Kohlen zu verkaufen, was ihnen durch die herablassenden, reichen Dorfbewohnern zusätzlich erschwert wird. Als Peter sich schließlich in Lisbeth (Henriette Confurius), die Tochter eines wohlhabenden Glasmachers verliebt, sehnt er sich umso mehr nach einem besseren Leben. Weil er keine andere Möglichkeit sieht, sucht er in einer Geisterwelt tief im Wald ein mysteriöses Glasmännchen (Milan Peschel) auf, das ihm drei Wünsche erfüllen soll. Er wählt die Wünsche aber nicht mit Bedacht, und nachdem er Lisbeth näher kommt, es kurz zu Reichtum bringt und eine Glashütte ersteigert, geht doch noch alles schief. In seiner Verzweiflung geht Peter zurück in die Geisterwelt und sucht diesmal den Holländer-Michel (Moritz Bleibtreu) auf, der ihm Reichtum und Erfolg im Austausch gegen sein Herz verspricht…

"Das kalte Herz" basiert auf dem gleichnamigen Märchen von Wilhelm Hauff (1827) und wurde seit 1924 schon mehrmals verfilmt. Es werden Themen behandelt, die auch heute noch aktuell sind: sozialer Druck, das Ringen um Anerkennung, die Zerstörung der Umwelt für Profit und der Konflikt zwischen Moral und Gier. Der Regisseur Johannes Naber hat eine zeitgenössische Version des Märchens geschaffen, die es für jüngere Zuschauer zugänglich machen soll. Sie unterscheidet sich von älteren Verfilmungen unter anderem dadurch, dass die Geschichte innerhalb einer eigenen, detaillierten Mythologie stattfindet: „Wir erfinden einfach einen komplett neuen Schwarzwald, den es so nie gegeben hat, den es so nie geben wird, der aber als Parabel für die Geschichte stehen kann. Dazu nehmen wir uns Vorbilder von da und dort: Kleidung und Körperbemalung von Naturvölkern; die Symbole der Berber, die wir den Leuten ins Gesicht tätowieren; die fremdartigen Frisuren und Rituale usw. Christlichen Glauben lassen wir nicht stattfinden“, so der Regisseur. Diese Mythologie, durch die der Film zum Teil im Fantasy-Genre verordnet werden kann, ist glaubhaft und gelungen. Zusammen mit tollen Landschaftssaufnahmen aus dem Elb-Sandsteingebirge und dem Schwarzwald verleiht sie dem Film eine ganz eigene Stimmung.

Bekannte Märchenmotive, wie zum Beispiel ein kleiner Vogel, der Peter den Weg weist, wirken teilweise etwas kitschig. Neben glaubhaften Schauspielern gibt es dazu aber ein gutes Gegengewicht durch gruselige Szenen, in denen zum Beispiel schonungslos die rausgeschnittenen Herzen, die der Holländer-Michel bewacht, gezeigt werden. Dadurch ist der Film aber auch weniger für ganz junge Zuschauer geeignet.

*Fazit:* „Das kalte Herz“ ist eine gelungene Mischung aus  klassischem Märchen und Fantasyfilm mit einer guten Portion Grusel. Dazu gibt es schöne Bilder und eine noch immer aktuelle Moral. Ein Kinobesuch lohnt sich vor allem für Fantasyfans, die sich gerne in mystische Realitäten hineinversetzen lassen.

Autorin / Autor: Amelie W. - Stand: 5.September 2016