Biss zur Mitternachtssonne (Bella und Edward 5)

Autorin: Stephenie Meyer
übersetzt von Sylke Hachmeister, Annette von der Weppen, Henning Ahrens, weitere

Man kann Edward nicht vorwerfen, dass er nicht ausführlich über die Angelegenheit mit Bella nachgedacht hätte. Doch sind es nicht nur seine Gedanken, die ihm zu schaffen machen. Auch die Gedanken seiner Mitmenschen strömen pausenlos auf ihn ein. Er ist mittlerweile gut darin, fremde Gedanken auszublenden. Sei es aus Anstand wie bei seiner Familie oder aus Langeweile, wie bei den meisten anderen.

Wer ›Bis(s) zum Morgengrauen‹ gelesen hat, den dürften die Szenen zwischen Bella und Edward – zumindest in Bezug auf die Handlung – nicht überraschen. Niemand in Forks ahnt, dass eine Vampirfamilie im Ort lebt. Dabei leben sie mitten unter den Menschen: Arbeiten im Krankenhaus oder gehen zur Schule. Zwischen den Menschen und den Vampiren kommt es aber selten zu mehr Kontakt als nötig. Zumindest bis zu dem Tag, an dem Bella Swan auftaucht. Denn zum ersten Mal in seinem Leben begegnet Edward einem Menschen, dessen Gedanken er nicht lesen kann. Und der nebenbei noch so unverschämt gut riecht, dass das mit dem sich fernhalten kaum funktionieren will.

Etwas Neues zu erfahren, gibt es vor allem in den Szenen, in denen Bella nicht mit Edward zusammen ist. Denn während ›Bis(s) zum Morgengrauen‹ die Handlung aus Bellas Sicht erzählte, zeigt ›Biss zur Mitternachtssonne‹ nun Edwards Sicht. Dadurch erhält der Lesende erstmals einen Einblick in die Szenen, in denen Bella und Edward nicht beieinander waren.

Der Vorteil: Auch Edwards Familie bekommt Gelegenheit, andere Seiten von sich zu präsentieren. Sei es nun Jaspers Kampf gegen den ewigen Hunger oder Alice’ besondere Fähigkeiten. Durch Edwards Fähigkeit, Gedanken zu lesen, können Geschichten der anderen Vampire nun hautnah aus ihrer Erinnerung erlebt werden.

Obwohl ›Biss zur Mitternachtssonne‹ mit neuen Einblicken in Edwards Leben überraschen kann, bleibt er hinter ›Bis(s) zum Morgengrauen‹ zurück. Vor allem der Anfang ist durch Edwards Fähigkeit, Gedanken zu lesen, mitunter sehr handlungsarm und sehr gedankenreich. Dadurch verliert Stephenie Meyers Schreibstil zum Teil an der Leichtigkeit, die man gewohnt war. Und dies kratzt auch an dem charmanten Vampir, der noch in ›Bis(s) zum Morgengrauen‹ zu sehen war und nun sehr von sich selbst überzeugt wirkt. Zugegeben, da ›Bis(s) zum Morgengrauen‹ aus Bellas Sicht erzählt war, blieb viel Raum, um Edward zu idealisieren. ›Biss zur Mitternachtssonne‹ zeigt eher einen weniger idealisierten, dafür alltäglicheren Edward. Bella hingegen verliert etwas von dem Mädchen, mit dem man sich noch gut identifizieren konnte, da wir sie nun durch Edwards Blick erleben.

Leser und Leserinnen sollten am besten die ursprüngliche Reihenfolge beibehalten und zuerst ›Bis(s) zum Morgengrauen‹ lesen. Für den eingefleischten Fan bietet sich ›Biss zur Mitternachtssonne‹ vor allem dafür an, um noch mehr über die Charaktere und Hintergründe zu erfahren, die das Geschehen in ›Bis(s) zum Morgengrauen‹ mitbestimmt haben.

*Erschienen bei Carlsen*

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Autorin / Autor: libertine - Stand: 25. September 2020