Big Sugar – Die große Zuckerlüge

Ein beeindruckender Film, der uns zeigt, wie gefährlich Zucker und der Verzehr von Kohlenhydraten im Übermaß sind.

Im Original „Sugar Coated“ ist dieser Film von Michèle Hozer auch in seinen gesamten 85 Minuten auf YouTube zu sehen und von Arte ausgestrahlt worden. Nachdem immer mehr Filme und Bücher über das Stoffwechselgift Zucker erschienen sind, gibt es neben Damon Gameaus „That Sugar Film“ aus Australien und diversen Vorlesungen des amerikanischen Neuroendokrinologen Dr. Robert Lustig („Sugar – the Bitter Truth) nun auch diesen beeindruckenden Streifen, der sich mit der Zuckerindustrie befasst, welche sich zwecks Umsatzsteigerung ihres gesundheitsschädigenden Produkts Methoden bedient, die denen der Tabakindustrie gleichen.

In den vergangenen 30 Jahren hat sich die Zahl der Übergewichtigen auf 600 Millionen verdoppelt, die Zahl der Diabeteskranken weltweit verdreifacht. Der tägliche Zuckerkonsum ist im gleichen Zeitraum um 46% gestiegen. Mit diesen harten Fakten beginnt der Film, verdeutlicht die katastrophalen Auswirkungen des süßen Giftes anhand der japanischen Insel Okinawa, ehemals „Insel der Hundertjährigen“, welche nach Einführung von weiterverarbeiteten Lebensmitteln und Fast Food inzwischen die dicksten Japaner aufweist; Japan liegt global bei den Diabeteskranken an 5. Stelle. Ähnliche Tendenzen lassen sich überall erkennen; nicht übertragbare Erkrankungen wie Diabetes, Herzkrankheiten, Krebs, Demenz etc. haben weltweit nicht nur in den Industrie-, sondern auch Entwicklungsländern statistisch klassische Infektionskrankheiten und selbst AIDS überrundet.

74 % aller abgepackten Nahrungsmittel im Supermarkt enthalten Zucker, für den es insgesamt 56 verschiedene Bezeichnungen gibt und der daher auf den Etiketten nicht unbedingt auf den ersten Blick als solcher zu erkennen ist. Umso gefährlicher sind dessen Auswirkungen. Dr. Robert Lustig berichtet von seinem ersten 13-jährigen Patienten, den er 1992 mit Diabetes und Fettleber diagnostizierte. Die nicht-alkoholische Fettleber war bis in die 80er Jahre in der medizinischen Fachliteratur unbekannt; heute leidet jeder dritte Erwachsene an einer sogenannten „NASH“ - und die Betroffenen werden immer jünger. Zurückzuführen ist diese auf reine „Kohlenhydratmast“, ähnlich der Gänsestopfleber; alleine durch den Zuckerkonsum im Alltag. Beim Konsum nur eines einzigen „Erfrischungsgetränks“ am Tag steigt das Diabetesrisiko um sage und schreibe 29% an!
Der Film konzentriert sich darauf darzulegen, wie es zu diesem „Zucker-Tsunami“ kommen konnte. In den 60er Jahren erschienen die ersten Light-Getränke auf dem Markt, die Amerikaner begannen auf ihre Linie zu achten. Der Zuckerverband sah sich durch Zyklamate und insbesondere Saccharin bedroht und investierte riesige Summen in Studien, die beweisen sollten, dass solche Stoffe nicht harmlos seien. Unterlegt wird dies durch kurze Werbespots aus dieser Zeit, die heute genauso unglaublich erscheinen wie die Zigarettenwerbung vor Bekanntwerden der Assoziation mit Lungenkrebs. Nach einer langen Kampagne des amerikanischen Ernährungswissenschaftlers Ancel Keys, ein wesentlicher Verfechter der „Zucker ist harmlos, sogar gesund“-Liga, gegen den englischen Physiologen und Ernährungswissenschaftler Dr. John Yudkin in den 70er Jahren gelang es der amerikanischen Zahnärztin Cristin Kearns erst vor kurzem, hochbrisante und als vertraulich markierte historische Akten des Zuckerverbandes zu veröffentlichen, die eindeutig die stattgefundene Korruption belegen.

Was mich an dem Film wirklich erschreckt hat, ist die Tatsache, dass die katastrophalen Auswirkungen des inzwischen weltweit kaum noch kontrollierbaren Zuckerkonsums nachweisbar durch die zuckerproduzierende Industrie selbst sorgfältig orchestriert worden ist und sich auch nach Bekanntwerden dieser Dokumente wenig geändert hat. Dahinter steckt nicht nur ein Milliardengeschäft, sondern eine humanitäre Katastrophe. 26% der Diabetesfälle in Amerika sind allein auf Zuckerkonsum zurückzuführen; heute ist jeder 11. Amerikaner an Diabetes erkrankt und weltweit jeder 12. Mensch. Schätzungen zufolge werden die Todesfälle durch Diabetes (mit all seinen Folgen wie Schlaganfall, Herzinfarkt, Nierenversagen, Demenz) weltweit in den nächsten zehn Jahren um 50% steigen – selbst Dr. Lustig sagt voraus, dass es in wenigen Jahren kein funktionierendes Gesundheitssystem mehr geben kann, das mit den damit verbundenen Kosten zurechtkommen wird. Hier noch etwas zum Nachdenken: Ein McFlurry von McDonald’s enthält genauso viele Kalorien wie ein Snickers-Riegel, den man in einer 0,33 l Dose Coca Cola aufgelöst hat – das sind rund 15 Teelöffel Zucker!

Am 04.03.2015 empfahl eine neue Richtlinie der Weltgesundheitsorganisation WHO, den täglichen Zuckerkonsum auf 6-12 Teelöffel zu beschränken. Ähnliche Bemühungen gibt es in Europa weiterhin nicht, und wenn man sich vergegenwärtigt, dass ein industriell hergestellter Fruchtjoghurt bereits 6 Teelöffel Zucker in einem kleinen Becher von 150 g enthält, kann man sich vorstellen, wie aufmerksam wir alle auf versteckten Industriezucker achten müssen. Sollte die vieldiskutierte Zuckersteuer (ähnlich der Tabaksteuer) nicht bald eingeführt werden, kann eigentlich nur jeder Einzelne für sich selbst dafür sorgen, nicht in die Zuckerfalle zu tappen.

Ein beeindruckender Film, der uns zeigt, wie gefährlich Zucker und der Verzehr von Kohlenhydraten im Übermaß sind. Ich jedenfalls kann „Big Sugar – Die große Zuckerlüge“ allen Interessierten nur weiterempfehlen!


Die DVD „Big Sugar – Die große Zuckerlüge“ hat eine Spiellänge von 90 Minuten.

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Autorin / Autor: lucky2000 - Stand: 5. Juli 2016