Als ich Amanda wurde

Autorin: Meredith Russo

Nachdem sie nun endlich die Operation, die sie sich so lange gewünscht hat, hinter sich hat, will Amanda bei ihrem Vater in Tennessee, wo niemand sie kennt, ein neues Leben beginnen. Ihr Wunsch scheint auch in Erfüllung zu gehen und zum ersten Mal hat Amanda richtige Freundinnen. Dann verliebt sie sich in Grant und möchte ihm eigentlich von ihrem früheren Leben erzählen. Doch wie soll sie ihm erklären, dass sie nicht immer ein Mädchen war und früher gar nicht Amanda, sondern Andrew hieß?


*Meine Meinung*
Mit "Als ich Amanda wurde" hat Meredith Russo, die im Übrigen tatsächlich weiß, wie sich ihre Protagonistin fühlt, ein ausgesprochen außergewöhnliches Buch geschrieben, das sich mit einem sehr interessanten Thema beschäftigt, mit dem man sich bisher vermutlich nicht allzu oft und mit Sicherheit nicht sonderlich intensiv beschäftigt hat, und das einem dadurch noch lange positiv im Gedächtnis bleiben wird.

Die Hauptfigur Amanda wurde zwar als Junge geboren, fühlte sich ihrem biologischen Geschlecht jedoch nie zugehörig, was ihr Leben natürlich nicht gerade leichter macht. Ihre Selbstfindung gestaltet sich, anders als bei gewöhnlichen Jugendlichen, äußerst schwierig und ihr werden immer wieder Steine in den Weg gelegt. Nicht einmal von ihrer Familie, vom restlichen sozialen Umfeld ganz zu schweigen, wird sie uneingeschränkt unterstützt und erst ein schreckliches Ereignis führt schließlich dazu, dass sich ihr Leben von Grund auf ändert.

Doch erst der Umzug zum Vater und damit an einen Ort, an dem niemand ihr früheres Ich kennt, ermöglicht ihr einen richtigen Neustart. Zum ersten Mal kann sie wirklich sie selbst sein und völlig unbeschwert leben. Sie muss sich weder verstecken noch verstellen. Aber dann verliebt sie sich und damit tauchen neue Probleme bzw. Gewissensfragen auf. Wie ehrlich muss sie Grant gegenüber sein? Er weiß nicht, dass sie nicht immer Amanda war, aber muss er das denn überhaupt erfahren? Kann sie ihm das tatsächlich anvertrauen?

Dank der Ich-Perspektive kann man die widersprüchlichen Gefühle Amandas, ihre Gedanken, Sorge und Ängste, wunderbar miterleben und sich sehr gut in sie hineinversetzen. Man fühlt mir ihr mit, auch wenn man vielleicht nie gänzlich verstehen wird, was sie empfindet, sofern man nicht selbst einmal in einer ähnlichen Situation war. Da die Autorin, wie schon gesagt, weiß, wovon sie schreibt, da sie das gleiche durchgestanden hat, wirken die Gedanken und Gefühle ihrer Protagonistin zudem äußerst glaubwürdig. Verstärkt wird dieser Effekt noch dadurch, dass sie nicht davor zurückschreckt auch die negativen Reaktionen aus dem Umfeld darzustellen. Sicher sind diese Reaktionen alles andere als wünschenswert, aber machen wir uns nichts vor, es wird immer Menschen geben, die allem, was sie nicht kennen, ablehnend gegenüber stehen und das mit unter auch offen kundtun. Das einfach zu verschweigen, hilft niemandem weiter.

*Fazit*
"Als ich Amanda wurde" ist ein unheimlich interessantes Buch, das sich mit einer wichtigen Thematik beschäftigt, über die man vermutlich noch nicht allzu viel gelesen hat, und die Gefühle der Protagonistin dank der persönlichen Erfahrungen der Autorin ausgesprochen authentisch wiedergibt. Dadurch gibt Meredith Russo Menschen eine Stimme, die viel zu selten Gehör finden.
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*Erschienen bei dtv  *

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Autorin / Autor: stephie - Stand: 26. September 2017