Abschweifen ausgetrickst

Studie: Ziele helfen, die Aufmerksamkeit aufrechtzuerhalten, aber Feedback hat wohl einen viel stärkeren Effekt

Viele von euch kennen das: Man sitzt vor endlos langen Hausaufgaben oder muss sich zusammenreißen beim Lernen für die nächste Matheprüfung. Doch je länger man an solchen Aufgaben sitzt, desto mehr hat man das Gefühl, dass man abschweift und sich nicht mehr konzentieren kann. "Die eigene Aufmerksamkeit aufrechtzuerhalten ist bekanntermaßen schwierig. Je länger eine Person eine Aufgabe ausführt, desto schlechter ist ihre Leistung", sagt auch  Matthew Robison, Erstautor einer aktuellen Studie der UT Arlington. Aber er und sein Team haben in der Studie einen neuen möglichen Lösungsansatz herausgefunden: "Wenn man Menschen dazu ermutigen will, sich auf eine Aufgabe zu konzentrieren, sei es beim Lernen oder im Beruf, oder wenn man etwas entwickelt, mit dem sich die Menschen beschäftigen sollen, ist ein Feedback über ihre Leistung ein sehr starker Motivator".

Wie gingen die Forschenden vor? In vier Experimenten wurde den Testpersonen eine einfache, aber aufmerksamkeitsintensive Aufgabe gegeben mit der Bitte, sie 30 Minuten lang auszuführen. Dabei maßen die Forscher_innen, wie sich Zielvorgaben, Feedback und Anreize auf die Fähigkeit auswirkten, die Aufmerksamkeit aufrechtzuerhalten. Während der Aufgaben kommentierten die Teilnehmenden wie motiviert sie sind, wie wachsam und ob ihre Aufmerksamkeit bei der Aufgabe war, abschweifte oder fehlte. Dabei stellte sich heraus, dass die Testpersonen, die im ersten Experiment eine Zielvorgabe gestellt bekommen hatten, ihre Aufmerksamkeitsspanne verbesserten, aber dass die Vorgabe keine Auswirkungen auf das Engagement für die Aufgabe hatte (wie zum Beispiel höhere Motivation und weniger abschweifende Gedanken).

Feedback verhindert abschweifende Gedanken

Im zweiten Experiment wurde die Aufgabenzeit in Blöcke aufgeteilt und am Ende eines jeden Blocks gab es ein Feedback. Dies hatte offenbar eine viel größere Wirkung, denn laut der gewonnenen Daten verbesserte die Kombination eines spezifischen Ziels mit Feedback die Aufmerksamkeit und Motivation spürbar. Darüber hinaus verhinderte das Feedback viel häufiger, dass Gedanken entstanden, die nichts mit der Aufgabe zu tun hatten.
Im Gegenzug dazu hatten Anreize wie ein Geldbonus oder eine vorzeitige Entlassung aus dem Experiment kaum Auswirkungen auf eine höhere Motivation oder bessere Leistung.
Es war allerdings in allen Experimenten zu beobachten, dass die Leistung im Laufe der Zeit nachließ; die Teilnehmer_innen berichteten, dass sie sich weniger motiviert fühlten, mehr Müdigkeit verspürten und vermehrt in Gedanken abschweiften. "Selbst unter Bedingungen, bei denen die Teilnehmer angeben, sich motiviert und engagiert zu fühlen, ist es schwierig, eine optimale Leistung aufrechtzuerhalten, insbesondere wenn die Aufgabe eine hohe Aufmerksamkeit erfordert", so Robison.

Lieber kleinere Zeiteinheiten für die Aufmerksamkeit einplanen

Führungskräfte sollten sich darüber bewusst sein, dass das menschliche kognitive System Grenzen hat, wenn es darum geht, monotone Aufgaben über lange Zeiträume hinweg auszuführen, so Robison. Tätigkeiten wie Rettungsschwimmer oder Radarüberwachung, bei denen wichtige Ereignisse zwar selten sind, aber dennoch Wachsamkeit erfordern, können die Aufmerksamkeit bis an ihre Grenzen bringen. "Es ist möglich, dass wir uns selbst in Gefahr bringen, wenn wir uns zu sehr auf das menschliche Aufmerksamkeitssystem verlassen, um Leistungen zu vollbringen, die vielleicht gar nicht möglich sind."

Auch für Lehrende sollte diese Erkenntnis wichtig sein, wenn sie Aufgaben verteilen, die eine lange Spanne der Aufmerksamkeit erfordern. Für Schüler_innen und Studierende heißt das aber auch: lieber in kleineren Zeithäppchen und regelmäßig für die nächste Prüfung lernen, als stundenlang am Stück! Und Feedback kann man sich ja auch selbst zwischendurch mal geben ;-).

Die Studie mit dem Titel "Examining the effects of goal-setting, feedback, and incentives on sustained attention" (Untersuchung der Auswirkungen von Zielsetzung, Feedback und Anreizen auf die anhaltende Aufmerksamkeit) wurde im Journal of Experimental Psychology: Human Perception and Performance veröffentlicht.

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