Museumsdirektorin

Von Ästhetik und Kreativität, wertvollen Kostbarkeiten und unscheinbarem Alltagsschrott

Susi, kannst du dich kurz vorstellen?

Ich bin 42 Jahre alt und arbeite seit 12 Jahren im Kultur- und Stadthistorischen Museum Duisburg, einer Stadt im Ruhrgebiet mit dem größten Binnenhafen Europas. Vor einem Jahr hat mich die Oberbürgermeisterin zur Museumsdirektorin ernannt. Das war ein sehr erhebendes Gefühl.

In einem Museum zu arbeiten: ist das nicht furchtbar langweilig?

Ein Museum ist ein kreativer und inspirierender Ort. Ich bin jeden Tag umgeben von schönen oder spannenden Dingen, die Geschichten und Geschichte erzählen. Früher war ein Museum vielleicht ein Elfenbeinturm - fern vom wirklichen Leben. Das ist heutzutage nicht mehr so: ich habe jeden Tag einen strammen Terminplan mit etlichen Besprechungen. Da geht’s um Geld, um Planung, Kooperationsprojekte. Und die kleinen Katastrophen des Alltags: Künstler kurz vor der Vernissage wollen beruhigt werden, in einem Ausstellungsraum tropft es von der Decke... auf unsere kostbaren Ausstellungsstücke aus dem 16. Jahrhundert, ein Presseartikel muß schnell Korrektur gelesen werden. Abends kann ich mich manchmal nicht erinnern, was ich am Morgen gemacht habe. Mein Arbeitsleben ist bunt, oft sehr lustig und manchmal chaotisch.

Wie bist du Museumsdirektorin geworden? Kann man das lernen?

Mittlerweile bilde ich selbst junge Leute aus: Am Anfang steht ein Studium in Geschichte, Kunstgeschichte, Archäologie oder in ähnlichen Fächern. Pädagogik als Nebenfach ist nicht schlecht. Meistens schnuppern die Studierenden dann Museumsluft über ein Praktikum. Es folgt ein zweijähriges Volontariat, in dem die Feinheiten des Berufs vermittelt werden. Das Zusammenstellen einer eigenen Ausstellung ist dabei die umfangreichste Aufgabe. Unsere derzeitige Volontärin ist beispielsweise dabei, eine Ausstellung zur Kulturgeschichte der Schönheit zu entwerfen. Als ich sie eben besuchte, recherchierte sie im Internet zum Thema „Schönheitsoperationen“. Das Museum bietet aber noch andere Arbeitsfelder - alles sehr kreative Berufe. Bei uns gibt es etwa einen Grafikdesigner, der die Ausstellungen gestaltet. Wir haben eine Restauratorin, die perfekt mit den alten, empfindlichen Objekten umgehen kann, ich habe einen Kollegen für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und natürlich gibt es Handwerker, die die manchmal verrückten Ideen der Kreativen umsetzen.

Autorin / Autor: Susi/Redaktion - Stand: 13. September 2002