Übersetzerin

ÜbersetzerInnen und DolmetscherInnen sind Profis für Kommunikation

*Erzähl mal, Mascha, wie sieht denn ein typischer Tagesablauf bei dir aus?*
Wenn ich einen Übersetzungsauftrag habe, sieht ein Tag z.B. so aus: 9:30 Uhr, der Wecker hat längst geklingelt, aber ich würde so gerne noch weiter schlafen, weil ich am Abend vorher bis 1 Uhr gearbeitet habe. Ich schlepp mich aus dem Bett, mach einen schnellen Kaffee und setze mich an den Schreibtisch. Das Telefon klingelt viel zu oft und lenkt mich ab. Ich übersetze und gehe zwischendurch ins Internet um einige Begriffe zu klären. Manche finde ich, andere nicht, also schreibe ich eine E-Mail an das größte Radioteleskop in Australien, weil ich einen Film übersetze, in dem dazu Fachbegriffe vorkommen und bitte um Hilfe mit ein paar Ausdrücken. Australien antwortet mir ein paar Tage später und auch aus Puerto Rico bekomme ich unerwartet eine E-Mail, denn der Australier hat meine Frage zu einem weiteren wichtigen Radioteleskop weitergeleitet. Das finde ich klasse, meine Laune steigt, ich übersetze weiter. Langsam knurrt mir der Magen, oh, es bleibt fast keine Zeit mehr zu essen, wenn ich es noch zum Kung Fu schaffen will. Ich brauche unbedingt einen Ausgleich zu der ganzen Sitzerei. Nach dem Training telefoniere ich mit meiner Freundin und setze mich dann noch mal 2-3 Stunden an die Übersetzung. Nachts ist es ruhig und ich kann mich gut konzentrieren.

Übersetzen ist etwas anderes als dolmetschen

Ich bin Übersetzerin für Spanisch und Englisch. Ich bin keine Dolmetscherin, denn ich übersetze Texte schriftlich in eine andere Sprache und dolmetschen heißt, dass mündlich übersetzt wird. Meistens übersetze ich in meine Muttersprache. Das ist so üblich, ich bekomme nur selten Aufträge, bei denen ich ins Englische oder Spanische übersetze, und wenn, dann lasse ich es noch einmal von einer Muttersprachlerin Korrektur lesen. Ich übersetze sehr verschiedene Texte, mein Schwerpunkt liegt aber auf Film. Ich arbeite für Filmfestivals, die zwar nicht so viel Geld haben wie die Berlinale, dafür aber sehr spannende Filme zeigen, viele FilmemacherInnen einladen, mit denen du diskutieren kannst und auf denen Filme gezeigt werden, die wir im Kino nie zu sehen bekommen. Ich übersetze die Filme vor dem Festival und lese die deutsche Übersetzung dann ein, während der Film läuft. Außerdem untertitel ich Filme. In Deutschland sind ja die meisten Filme synchronisiert. Mir gefällt es besser, die Originalstimmen zu hören. Ich mache also eine Arbeit, von der ich auch etwas halte. Das Untertiteln ist eine ganz schöne "Frickelarbeit": Ich muss den gesprochenen Text zusammenkürzen, ohne den Inhalt zu verfälschen und den Untertitel so auf den Film setzen, dass er angenehm zu lesen ist, d.h. genug Zeit dafür ist und er an der richtigen Stelle einsetzt und wieder verschwindet.

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Autorin / Autor: Redaktion/ Mascha Rohner - Stand: 7. November 2002