Polizistin - Teil 2

"Die Leute sehen mich dann nur als Vertreterin des Staates und vergessen all zu schnell den Menschen hinter der Uniform."

Darüber ärgere ich mich!

Manchmal ärgere ich mich über Leute, die unfreundlich sind oder mich beleidigen, wenn ich ihnen ein Verwarngeld abnehmen muss, weil sie z.B. nicht angeschnallt waren. Die gleichen Leute sind aber komischerweise superfreundlich, wenn bei ihnen eingebrochen wurde und ich ihnen helfe. Das ist paradox.

Ebenso ärgert es mich, wenn ich z.B. eine Demonstration schützen muss und die Leute MICH mit Farbbeuteln bewerfen oder auch Schlägereien mit uns anfangen. Dass ich diese Demo schütze ist mein Beruf und stellt selten MEINE Meinung dar. Die Leute sehen mich dann nur als Vertreterin des Staates und vergessen all zu schnell den Menschen hinter der Uniform.

Das solltest du mitbringen!

Grundsätzlich sollte man für diesen Beruf natürlich Interesse an dem Umgang mit Menschen haben und auch ein bisschen sportlich sein. Sport an sich ist eines meiner Hobbys, zudem werden wir in der Ausbildung trainiert und später regelmäßig überprüft, aber eher locker. Schießen zählt auch dazu, wird aber ernster genommen als z.B. Schwimmen, logischerweise.

Jemanden hart anzufassen, kostet Überwindung

Als Frau bei der Polizei zu sein, heißt vor allem, besser nicht schüchtern zu sein. Sowohl im Umgang mit Kollegen als auch im Einsatz. Es fallen immer Sprüche im Kollegenkreis und wenn man jedes Wort auf die Goldwaage legt, anstatt zu kontern, denke ich, wird "frau" nicht glücklich. Und im Einsatz kann es schon mal sein, dass ein Südländer, der einfach seine Kultur lebt, einer Frau nicht zuhört. Da muß "frau" ihn dann auch mal anschreien, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Körperliche Auseinandersetzungen sind für die meisten Frauen privat eher ungewohnt. In der Ausbildung lernt man Eingriffstechniken und auch dies wird später immer geübt. Jedoch wirklich jemanden hart anzufassen, zu fesseln, ist etwas anderes. Das kostet erst einmal Überwindung. Dies sind aber Dinge, die man lernt und sich aneignet. Erfahrungen eben.

Fazit: Ich würde diesen Beruf immer wieder wählen!

Wir sind an Gesetze und Vorschriften gebunden, die Menschen schimpfen über uns, die Politiker richten sich mit ihrer Unterstützung nach der gerade vorherrschenden Partei und der private Freundeskreis muss sich nach unseren Arbeitszeiten richten. Obwohl wir oft "zwischen den Stühlen" sitzen, würde ich diesen Beruf jedoch immer wieder wählen!

Autorin / Autor: Natascha, Astrid - Stand: 10. September 2002