Maschinenbau: Passt die Pumpe ins Getriebe?

"Was die Damen hier wollen, weiß ich nicht". Claudia Merz über einen vielseitigen Beruf, in dem Frauen gefragt sind.

Claudia Merz, 42 Jahre alt, Mutter einer 4-jährigen Tochter, hat 1994 ihr Maschinenbaustudium an der Universität Siegen abgeschlossen und arbeitet nunmehr seit 16 Jahren bei den Ford Werke AG in der Produktentwicklung als Leiterin "Business Management" im Bereich Elektrik/Elektronik.

Wie bist du auf die Idee gekommen, Maschinenbau zu studieren?

Nachdem ich 1986 mein Abitur mit sehr guten Notendurchschnitt abgeschlossen hatte, wollte ich eigentlich unmittelbar studieren. Leider war mein Vater seinerzeit der Meinung, dass es insbesondere für ein Mädchen besser wäre, zunächst eine Lehre zu machen. Ich habe mich dann erstmal in mein "Schicksal" gefügt und eine Lehre als "Industriekauffrau" gemacht, weil die mir am "breitesten einsetzbar" schien. Mein eigentliches Herz schlug eher für die Fächer Mathematik und Chemie, die ich auch als Leistungskurse belegt hatte.
Nach Abschluss der Lehre habe ich dann ein Studium gesucht, in dem ich Mathematik und die verschiedenen Naturwissenschaften kombinieren kann und bin somit auf Maschinenbau gekommen.

Dein erster Job als Maschinenbauerin? Was hast Du da genau gemacht?

Ich habe direkt nach der Uni bei den Ford Werken als "Zeitvertrag" auf 18 Monate gestartet – "Pumpen-Ingenieurin für Automatikgetriebe" – sehr witzig, weil ich eigentlich zuvor überhaupt nichts mit Getrieben, bzw. Fahrzeugtechnik zu tun hatte. Die Ausrichtung meines Studiums war weitgehend theoretisch - mathematisch. Aber damals war man froh überhaupt eine Stelle zu bekommen, alternativ hätte ich gerne noch meine Promotion gemacht.
Als Pumpen-Ingenieurin habe ich ein neues Getriebe gemeinsam mit amerikanischen Kollegen entworfen, berechnet und ausgelegt. Berücksichtigt werden müssen dabei Gesamtabmessungen (dass die Pumpe ins Getriebe passt), Geräuschuntersuchung, Randwertbetrachtungen (extreme Kälte, hohe Drehzahlen), Dauerfestigkeit, Qualität, Fertigungsmöglichkeiten und natürlich Kosten. Besonders interessant, aber auch sehr herausfordernd war die internationale Zusammenarbeit mit USA und der Fertigung in Bordeaux, Frankreich.

Und wie sieht heute, 16 Jahre später, ein typischer Arbeitstag von dir aus?

Nachdem ich im Laufe meines Berufslebens ein paar Erfahrungen gesammelt habe und 2000 ins Management wechseln konnte, habe ich mich mehr den strategischen und Business- Aufgaben zugewandt. Ich bin jetzt nicht mehr im Detail in der Technik tätig. Meine derzeitige Aufgabe bildet die Schnittstelle zwischen der Technik (Ingenieure), der Finanz, der Produktplanung und der operativen Planung (z.B. Mitarbeiterplanung, Platzbedarf, Machbarkeit, Outsourcing etc.).
Meine Verantwortung ist es, ein Jahresbudget für den Bereich in Form von Anzahl der Mitarbeiter und zur Verfügung stehender Entwicklungsgelder zu überwachen und zu koordinieren. Das ist in finanztechnisch schwierigen Zeiten, wie diesen, durchaus keine leichte Aufgabe und ähnlich wie im Bundeshaushalt, immer ein Tanz zwischen den Fronten; die Einschnitte möglichst wenig schmerzhaft zu gestalten. Zurzeit hat unser Bereich ca. 460 Mitarbeiter in Deutschland und England – Tendenz aufgrund der stets wachsenden elektronischen Anforderungen (Park-Assistent, Navigation, City Safety, Start-Stop) steigend.

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Autorin / Autor: Redaktion / Claudia Merz - Stand: 17. Juni 2010