Wirtschaftsingenieurswissenschaften: Energiehandel & Co.

Emöke Kovac ist Wirtschaftsingenieurin mit dem Schwerpunkt Energie- und Umweltmanagement.

*Wie sind Sie darauf gekommen Wirtschaftsingenieurswissenschaften an der Uni
Flensburg zu studieren? Was war für Sie rückblickend besonders spannend oder
überraschend? *
Ich wollte einen Beruf finden, der sich auch nach vielen Jahren nicht langweilig oder sinnlos anfühlen würde. Die Fragestellungen in der Energiewirtschaft habe ich als besonders drängend empfunden und aus der politischen Diskussion wusste ich, dass das Argument gegen erneuerbare Ideen sehr oft lautete: "Das können wir uns gar nicht leisten." Mir war also klar, dass ich mir sowohl technisches als auch wirtschaftliches Handwerkszeug erarbeiten wollte, um wirklich einschätzen zu können, welche Möglichkeiten der Energieversorgung wir haben. Die Universität und die Fachhochschule Flensburg boten, als einzige Möglichkeit in ganz Deutschland, einen entsprechenden Wirtschaftsingenieur-Abschluss an: den Studiengang „Energie- und Umweltmanagement“ (EUM).

*Stehen im Studium eher theoretische oder praktische Fragestellungen im Vordergrund?*
Die Fragestellungen im Studiengang sind immer an der Praxis orientiert; wichtige Themen waren für mich der Stromhandel an den Energiebörsen, der Netzausbau und seine Hindernisse, die Gestaltung des europäischen Emissionshandels und des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG).

*Gibt es in diesem Studium/ dieser Fachrichtung viele Frauen oder ist
dies eher eine Männerdomäne?*
Im Vergleich zu anderen Ingenieur-Studiengängen gibt es bei EUM relativ viele Frauen – in meinem Jahrgang war das Verhältnis von männlichen zu weiblichen Studienanfängern ca. 4 zu 1, mittlerweile ist das Verhältnis deutlich ausgeglichener, ca. 40% der Studienanfänger sind Frauen.

Ist Ihre Arbeit - am Lehrstuhl  für Entwicklung einer nachhaltigen und klimaverträglichen Energiewirtschaft - so wie Sie es erwartet haben?

Sie ist deutlich spannender. Meine Bedenken im stillen Kämmerlein für die Schublade arbeiten zu müssen, haben sich schnell zerstreut. Fast täglich gibt es Anfragen aus der Region oder aus dem Bereich des Klimapakt Flensburg e.V., mit dem wir eng zusammenarbeiten, und auch die Arbeit mit den Studenten ist sehr interessant. Meine neuen Bedenken haben eher damit zu tun, neben all den spannenden Projekten, zu wenig Zeit in meine Doktorarbeit zu stecken.

An welchen energiewirtschaftlichen Fragestellungen arbeiten Sie aktuell?

An einer lokalen Fragestellung. Der Klimapakt Flensburg e.V. ist ein Zusammenschluss Flensburger Unternehmen mit dem Ziel der CO2-Neutralität im Jahr 2050. Das bedeutet, dass sowohl die Strom- und Fernwärmeversorgung Flensburgs als auch der Verkehrssektor auf erneuerbare Energieträger umgestellt werden müssen. Das wird nicht ohne erhöhte Effizienz und nur mit sorgfältiger Koordination funktionieren. Hier kommt wieder die Kombination von Wirtschaft und Technik zum Zug: es sollen gerade diejenigen Technologien zuerst und verstärkt zum Einsatz kommen, die bereits heute wirtschaftlich sind.

Wie sieht so grob Ihr Tagesablauf aus?

Für den Klimapakt Flensburg haben meine Kollegen und ich viel gelesen, recherchiert, aber auch sehr viel direkt mit den Mitgliedsunternehmen Informationen ausgetauscht und diskutiert. Dann haben wir alle Ergebnisse in Rechnungen und Berichten zusammengestellt. Wenn ich nicht am Klimapakt-Projekt arbeite, bereite ich meine Vorlesungen Energie- und Umweltpolitik vor, die auf Englisch gehalten werden, damit auch unsere internationalen Studierenden mitdiskutieren können. Oder ich schreibe an Artikeln für Veröffentlichungen mit. Außerdem kümmere ich mich um weitere Angelegenheiten unseres Studienganges Energie- und Umweltmanagement (EUM), z.B. werte ich Umfragen unter unseren Absolventen aus.

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Autorin / Autor: Redaktion / Emöke Kovac - Stand: 29. Juni 2010