Eine Frau in der Elektro- und Informationstechnik

"Wenn man genug Neugier hat und mit Disziplin an der Sache bleibt, ist das Studium (zwar kein Zuckerschlecken) ein schönes Erlebnis!" erzählt Stefanie.

Stefanie

»Ich bin eine Frau und studiere Elektro- und Informationstechnik.« Wenn man das sagt, schauen 90% der männlichen Mitstudenten ziemlich komisch aus der Wäsche. Man sagt, „die Technik“ ist eine Männerdomäne - und dem ist leider immer noch so. Es gibt rund 5% Frauen in einem Semester. Das sind bei 400 Studenten 20 Stück. Warum das so ist, mag wohl an der Informatik und der Mathematik liegen, die in diesem Studiengang steckt. Wenn man Elektrotechnik studieren will, muss man Interesse für Technik besitzen. Das heißt nicht, dass man pausenlos in Fachzeitschriften blättert, sondern einfach mit Neugier an die Sache geht und sich nach dem „Wie“ fragt. Wie funktioniert mein Videorekorder? Wie kommt der Strom in die Steckdose? Wieso passt auf eine Blue-Ray so viel Film drauf? Diese Fragen werden beantwortet. Zwar nicht gleich im ersten Semester, aber nach drei Semestern kann man erklären, wie der Strom entsteht und wie der Handyempfang zustande kommt. Dafür braucht man allerdings einen langen Atem und sehr viel Disziplin.

Es steckt viel Mathematik in der Elektrotechnik

Wie ich schon sagte, steckt viel Mathematik in der Elektrotechnik -und das wird niemals aufhören. Mathe ist ein sehr großer Bestandteil dieses Studiengangs, aber wer einmal den Dreh raus hat, wird sich sehr schnell zu recht finden. Als Frau wird man deswegen umso mehr beachtet. Die Professoren freuen sich immer immens, Frauen zu sehen, und auch sonst wird man von der Umwelt bewundert. Man muss dazu auch sagen, dass Elektrotechnik, neben Maschinenbau, Physik und Mathematik, zu den schwersten Studienfächern gehört. Die Abbrecherquote um 70% spricht Bände. Nichtsdestotrotz kann ich nur empfehlen, diesen Studiengang zu wählen, denn wenn man mathematisches Verständnis hat und noch dazu hartnäckig an der Sache bleibt, winkt nach dem Bachelor ein Einstiegsgehalt um 50 000 Euro im Jahr. Und nach dem Ranking 2010 gibt es in Deutschland unter 1% arbeitslose Ingenieure. Man sieht, dass sich das Studium lohnt.

Mit Spaß an der Technik auch für durchschnittliche Schüler geeignet

Ich möchte dennoch betonen, dass es sehr viel Arbeit ist, und wenn man schlecht in Mathe und Physik war, sollte man sich überlegen, ob es wirklich das Richtige ist. Ich selbst habe positive und negative Erfahrungen gemacht. Ich war eine durchschnittliche Schülerin, hatte allerdings sehr viel Spaß an der Technik und lernte, wenn mich etwas interessierte. Die Entscheidung, Elektrotechnik zu studieren entstand bei mir aus dem Bauch heraus. Nach dem ersten Semester wusste ich, dass es das Richtige war, auch wenn ich manche Prüfung zwei Mal schreiben musste. Im Leben läuft nicht immer alles glatt, aber wenn man genug Neugier hat und mit Disziplin an der Sache bleibt, ist das Studium (zwar kein Zuckerschlecken) ein schönes Erlebnis - das ich persönlich nicht missen möchte.

Talent und Interesse sind entscheidend

Anzumerken ist, dass es zwei Arten von Hochschulen gibt: Fachhochschule und Universität. An der Fachhochschule ist die Elektrotechnik mehr auf den praktischen Teil ausgelegt. Man muss löten, Oszilloskope bedienen und Versuche aufbauen. An der Universität ist das Studium dagegen theoretischer. Sehr viel mathematisches Geschick wird einem abverlangt und auch das Wissen, warum man die Mathematik anwendet. Aber egal für welches Studium, die Institution und die Richtung man sich entscheidet, sollte man immer nach dem eigenen Talent und dem Interesse gehen.

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Autorin / Autor: Stefanie - Stand: 19. Juli 2010