Kaufleute im Sportbetrieb - Teil 2

Vor- und Nachteile

Keine üblichen Büro-Arbeitszeiten

Jennifer Smith bedauert, dass die Ausbildung keinen größeren Sportanteil hat oder wenigstens einen erweiterten Anatomie-Unterricht. „Wenn ich nicht zum Beispiel schon den Trainerschein für die Geräte besäße, hätte ich mich mit einem Trainer hinsetzen und mit ihm die Geräte sowie die Abläufe und Wirkungsweisen der jeweiligen Übungen daran durchgehen müssen.“ Rolf Evers hat sie dabei unterstützt, noch weitere Trainerscheine zu machen. „Die rein kaufmännische Ausbildung ist für kleine Fitness-Center eigentlich zu eng“, begründet er diese Unterstützung, „jemanden den ganzen Tag im Büro zu beschäftigen lohnt sich nur für Unternehmen mit mehreren Studios. In kleineren Unternehmen müssen die Leute schon die Geräte und die Trainingsabläufe kennen.“

Bedingt durch die Öffnungszeiten des Sport- und Fitness-Centers arbeitet Jenny nicht nur zu den üblichen Bürozeiten. „In diesem Lehrjahr war ich montags und dienstags in der Berufsschule. Mittwochs arbeite ich von 14 bis 22 Uhr, donnerstags von 8.30 Uhr bis 17 Uhr und freitags von 12 bis 20 Uhr. Das Wochenende hatte ich bisher frei. Ab kommendem Lehrjahr werde ich aber auch am Wochenende arbeiten und dann in der Woche einen Tag frei haben“, erklärt Jenny. Sie empfindet diese Arbeitszeiten weder als Vor- noch als Nachteil. „Anfangs fand ich es sehr komisch, morgens Zeit zu haben und nachmittags zu arbeiten. Aber man kann dann zum Beispiel für die Berufsschule lernen oder einkaufen gehen“, meint sie.

Langfristige Vorteile

Auch wenn Jennifer Smiths Interessen eindeutig beim Sport und bei der Arbeit als Trainerin liegen, sieht sie viele Vorteile ihrer Ausbildung – vor allem langfristig: „Ich rechne, dass ich bis 40 noch vorne stehen und Kurse geben und vielleicht bis 50 als Trainerin arbeiten kann – je nachdem, wie fit ich noch bin. Mit der Ausbildung kann ich dann vielleicht mehr und mehr ins Büro und an die Theke wechseln und muss im Fitness-Studio nicht ganz aufhören.“

Neuer Beruf für Sportbegeisterte

Dr. Hella Lüth ist Referentin für kaufmännische und Dienstleistungsberufe beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag in Berlin. Für *abi* erläutert sie einige Hintergründe des neuen Berufes Sport- und Fitnesskaufmann.

*abi* Frau Dr. Lüth, warum ist der Beruf des Sport- und Fitnesskaufmanns entwickelt worden?

*Dr. Lüth*: Der Sportbereich ist ja sehr breit und hat seine Besonderheiten. Da macht es Sinn, dass dafür ein eigener kaufmännischer Beruf existiert, so wie für andere Bereiche auch.

*abi* Wo liegen die Unterschiede zur Ausbildung zum Bürokaufmann?

*Dr. Lüth*: Die Unterschiede liegen im Detail; zum Beispiel ist die Finanzierung im Sportbereich eine andere als anderswo. Außerdem lernen Sport- und Fitnesskaufleute Dinge wie Verwaltung und Pflege von Sportgeräten oder Mitgliederorganisation und Kundenbetreuung.

*abi* Wäre nicht auch ein größerer Sportanteil in der Ausbildung sinnvoll?

*Dr. Lüth*: Es ist ein kaufmännischer Beruf. Zusatzqualifikationen sind natürlich möglich. Solche neuen Ausbildungen werden auch noch evaluiert und gegebenenfalls verändert. Grundsätzlich ist es aber so, dass Absolventen dieser Ausbildung die betriebswirtschaftliche Seite des Berufs in der Tasche haben sollten, wenn sie eine Selbstständigkeit anstreben.

Wir danken für die freundliche Genehmigung

abi Magazin 8+9/2003
www.abi-magazin.de

Autorin / Autor: Quelle: Aus "abiMagazin" der Bundesanstalt für Arbeit - Stand: 4. September 2003