Interview mit einer Fachinformatikerin

*Stefanie Steinert* macht eine Ausbildung als Fachinformatikerin (Anwendungsentwicklung).
Sie hat sich für eine Ausbildung bei T-Mobil in Bonn entschieden und befindet sich im ersten Ausbildungsjahr.

*Was bist du von Beruf?*
Ich mache eine Ausbildung zur Fachinformatikerin mit Fachrichtung Anwendungsentwicklung. Zur Zeit bin ich im Betriebseinsatz bei der T-Mobil in Bonn.

*Wann und wie geht es morgens bei dir los?*
In meiner Abteilung bin ich da flexibel. Meistens bin ich bis halb acht hier. Montags ist Berufsschule, ansonsten habe ich eine ganz normale 38,5 Stunden Woche.

*Wie sieht ein typischer Arbeitstag von dir weiterhin aus?*
Ich logge mich in meiner Unix Workstation ein und fange an zu arbeiten. Zur Zeit programmiere ich Skripte um Statistiken aus Dateien mit technischen Daten zu erstellen. Die Arbeitsaufträge erhalte ich von einem Menschen aus meiner Abteilung. Der gibt mir auch Tipps, wenn ich mal nicht weiterkomme.

*Wenn du auf das Arbeitsleben zurückschaust: Was war dein schönstes Erlebnis?*
Kann ich nicht sagen. Mir gefällt es hier in dieser Abteilung generell sehr gut, weil das Betriebsklima angenehm ist.

*Welche deiner alltäglichen beruflichen Tätigkeiten macht dir weniger Spaß?*
Fehler in meinen Programmen. Die machen mich wahnsinnig.

*Als du angefangen hast zu arbeiten: Was war deine größte Befürchtung?*
Dass ich nicht genügend Vorkenntnisse besitze, um mit meinen Azubi-Kollegen Schritt zu halten.

*Spielt Geld für dich eine Rolle? Oder ist dir der Spaß an der Sache wichtiger?*
Natürlich ist Geld wichtig. Im Moment kann ich nicht sagen, wie es ist, mehr als genug Geld zu haben; aber ich bin wild entschlossen, diese Erfahrung bald zu machen!

*Was wolltest du mit 16 Jahren werden?*
Bundeskanzlerin.

*Falls du den Beruf heute nicht ausübst, warum hast du den Wunsch fallengelassen?*
Schröder war schneller als ich.

*Welche Situationen oder Menschen in deinem Leben haben dir bei deiner Berufswahl geholfen?*
Der gesunde Menschenverstand!
Ich habe vor der Ausbildung ein Freiwilliges Soziales Jahr geleistet und dabei Dinge fürs Leben gelernt:
1) An Orten, wo nur Frauen arbeiten, ist der Stress schon vorprogrammiert.
2) Gemobbt wird, wer sich nicht wehrt; aber wer ein Mal gemobbt wurde, wird sich wehren oder nie etwas dazu lernen.
3) Wer im sozialen Bereich arbeitet, muss davon ausgehen unterbezahlt und überarbeitet zu sein.
4) Die Menschen, die im sozialen Bereich arbeiten um anderen zu helfen, brauchen oft selber Hilfe.
5) Für viele Dinge lohnt es sich nicht mehr zu studieren. Ein Studium kostet nicht nur Geld, sondern auch Zeit, und Zeit wird immer wichtiger.
6) Ehrgeiz kann einen weiter bringen, als man selber oft glaubt. Wenn man wirklich an das glaubt, von dem man denkt, dass man es will, wird man eher Erfolg haben, als wenn man von Selbstzweifeln beladen an eine Sache herangeht. Man sollte aber dennoch selbstkritisch und flexibel bleiben.

*Hast du Kinder? Möchtest du welche? Und hast du dir schon mal überlegt, wie du Beruf und Kinder unter einen Hut bringen kannst?*
Ich bin 21. Frag' mich das, wenn ich 30 bin.

*Was meinst du: Inwiefern hast du es als Frau im Berufsalltag schwerer als deine männlichen Kollegen?*
Natürlich sind die Herren erst mal skeptisch bei der Kombination Frau-Computer. Aber davon sollte man sich nicht irritieren lassen. Wenn man diesen ganzen Geschlechterkampf locker sieht und auf die Schippe nimmt, merken die meisten Kerle oft schnell, dass man sich nicht ärgern lässt. Außerdem sind diese Vorurteile hin und wieder auch mal von Vorteil: Wenn alle die Erwartungen von Grund auf niedriger ansetzen, fällt es leichter, positiv zu überraschen.

*Welche Fähigkeiten, Kenntnisse, Fertigkeiten brauchst du zur Ausübung deines Berufes?*
Man muss logisch denken und abstrahieren können, sollte sich gut "Vokabeln" merken können und in der Lage sein, komplexe Zusammenhänge zu erfassen. Außerdem ist ein gewisses Maß an Hartnäckigkeit und Ausdauer vonnöten. Und nicht zuletzt: Man muss Spaß an der Sache haben. Immerhin hat man am Ende eines Tages acht Stunden Gehirnjogging hinter sich. Das kann schlauchen ...

*Wie und wo hast du diese gelernt?*
Das Soziale Jahr hat sicher seinen Beitrag geleistet, außerdem habe ich die elfte Klasse in den USA verbracht. Wenn man in ein neues Land mit anderer Sprache und Kultur geschmissen wird, lernt man sich zu behaupten und wird um einiges selbständiger.

*Welche Hobbys hattest du mit 16 Jahren?*
Mit meinem ersten PC rumprobieren, lesen, Kino, mich mit Freunden in den Irish Pub setzen und Science Fiction.

*Was tust du heute am liebsten in deiner Freizeit?*
Mich ausruhen, lesen, meine Familie besuchen, Zeit mit meinem Lebensgefährten verbringen und im Internet surfen.

*Welche Tipps zur Berufswahl möchtest du den Lizzys mit auf den Weg geben?*
Tut was ihr wollt.

*Gibt es außerdem noch etwas, was du zum Thema "Berufswahl" loswerden willst?*
Nö.

Autorin / Autor: ~at~ - Stand: 30. Juli 2000