Elektronenmikroskope, Lachen und eine Fliesenfabrik

Wir wurden schon bei der Anreise in 3 Gruppen geteilt, wobei jede Gruppe an den drei vollen Tagen auch ein dementsprechend volles und lehrreiches Programm genießen durfte. Es wurden fetzige Anhänger emailliert, lustige Experimente gemacht; es wurde elektronenmikroskopiert, gelacht, manchmal gegähnt (zeitiges Aufstehen :-))  und überhaupt in jeden Studiengang mal reingeschnuppert. Dabei lag die Betonung immer wieder darauf, dass wir Mädchen uns durchaus ein technisches Studium zutrauen sollten, denn es gibt noch zuwenig von dem schönen Geschlecht in den männerbesetzten Branchen. Nun ja, dachte ich mir, das ist ja alles schön und gut, aber wieso müssen wir uns dann Vorträge darüber anhören, was alles zur Zeit noch nicht so optimal ist im Arbeitsleben (familienfreundlichere Arbeitszeiten und so)? Die TU Freiberg war so aufmerksam eine Podiumsdiskussion zu dem Thema durchzuführen, und wir konnten neben Fragen stellen und mit den Gästen argumentieren auch essen, und wer mich kennt, weiß, dass diese Aktivität mich relativ schnell besänftigen kann. Nicht allzu schnell war ich zu besänftigen als wir einen Ausflug zu einer Fliesenfabrik unternahmen um am praktischen Beispiel zu sehen, wie gut doch ein frauenfreundlicher Betrieb funktionieren kann. Dass dieser Besuch jetzt genau das Gegenteil bewirkte, lag daran, dass die studierte Verfahrenstechnikerin, die uns herumführte, offenbar einen schlechten Tag hatte und wir alle miteinander nicht so recht den Eindruck eines herzlichen Arbeitsklimas gewinnen konnten. Aber das war nur eine kleine Episode unserer sonst übermäßig gelungenen Woche.

Zum Abschluss ein Grillabend und viele Kugelschreiber

Leider näherten wir uns schon mit großen Schritten dem Abschlussabend, dem jeder insgeheim entgegenfieberte, denn nach einer ganzen Woche unter Mädels würden auch erstmals ein paar Jungens vom StuRa (Studenten Rat) dabei sein zum Grillen. Manch lustige Begegnung ergab sich noch, weil zum Beispiel allerhand über Hobbies und Begabung einzelner Teilnehmerinnen herauskam. Es wurde diskutiert über Erste Hilfe, Folienkartoffeln, und auch über DEN Studiengang, der dem Einzelnen wohl am besten gefallen hatte. Bei mir war die Entscheidung schon zu Beginn der Woche gefallen, als ich meine Bewerbungsunterlagen für das Wintersemester 2003 abgab. Genau genommen kam ich also nur nach Freiberg, um Porto zu sparen? Nein, nein, um Angewandte Naturwissenschaften zu studieren brauchte es zwar für mich keine Entscheidungshilfe mehr, aber ich wollte auf jeden Fall das Studentenleben der TU Freiberg besser kennen lernen und deswegen hab ich diese Woche mitgemacht. Es war außerordentlich lustig und inspirierend mich auf mein zukünftiges Studentenleben einzustellen. Und auch wenn ich als 19-Jährige Abiturientin in der Minderheit war, den 16-, 17-, 18-Jährigen hat es mit Sicherheit auch in ihrer Entscheidung geholfen - zumindest war jeder klar, was sie erstmal NICHT studieren möchte. Und das ist ja schon mal was. Außerdem wurden wir mit vielen Kulis, einer Urkunde und unheimlich viel Fröhlichkeit von Seiten der Studenten und Mitarbeiter verabschiedet.

"Schnuppert" vor dem Ende eurer Schulzeit!

Meinen kleinen Bericht möchte ich mit einem Spruch beenden, der jeder Sommeruni-Teilnehmerin (und hiermit grüße ich euch alle :-)) des Öfteren begegnet ist und der ebenso wahr wie wenig hilfreich ist: "Egal, was ihr studiert: Hauptsache, ES MACHT EUCH SPASS."

In diesem Sinne möchte ich euch LizzyNet-LeserInnen ermuntern, schon mal vor dem Ende eurer Schulzeit in einen Beruf, eine Ausbildungsstätte oder eine Uni zu "schnuppern", damit ihr nicht nur eine bessere sondern vor allem eine buntere Vorstellung von eurer Zukunft habt.

Autorin / Autor: Birgit - Stand: 23. Juli 2003