„Ich werde Ingenieurin“?

Valerie war schnuppern an der Fachhochschule Lübeck

Tor mit 2 Türmen

„Ich werde Ingenieurin“, das war die Überschrift des viertägigen Schnupperstudiums an der Fachhochschule Lübeck, an dem ich in meinen Herbstferien teilgenommen habe. Eine Freundin hatte mich gefragt, ob ich Lust hätte, mit ihr dort teilzunehmen. Da mein Traumstudium bis dato mehr eine nebelige Wolke darstellte als einen klaren Ausblick, habe ich sofort zugestimmt. Außerdem hatte mich sehr interessiert, was sich genau hinter dem Beruf bzw. Studium einer Wirtschaftsingenieurin verbirgt. Da sich meine Begeisterung für BWL, von der ich bereits einer Vorlesung erlebt hatte, in Grenzen hielt, dachte ich, dass mich Wirtschaftsingenieurin vielleicht mehr interessieren würde.

Ein Tipp an alle zukünftigen Schnupperstudentinnen:

Wenn ihr nicht die Möglichkeit habt, euch das Gelände vorher anzusehen, kommt ruhig überpünktlich! Wenn man da morgens irgendwo pünktlich erscheinen muss, erscheint der ohnehin schon große Campus gleich doppelt so groß!!!

Eines Montag Nachmittags

Meine Freundin und ich sind also eines schönen Montag Nachmittags in das idyllische Städtchen Lübeck aufgebrochen, wo wir uns in einer Jugendherberge einquartiert haben. Mit unseren Fahrrädern ging es gleich am ersten Tag zur FH, um das neue Terrain auszukundschaften. Das ersparte uns das Suchen am nächsten Morgen. Am Dienstag dem 23.10.2007 um 9.30 Uhr ging es also offiziell los. Nachdem wir uns alle in eine Liste eingetragen hatten, saßen knappe 100 Schnupperstudentinnen in einem Vorlesungsraum. Frau Molge begrüßte uns und gab uns eine kleine Einführung in das, was in den nächsten Tagen auf uns zukam. Zunächst kam aber erstmal der Rektor persönlich und begrüßte uns. Seine Rede war so enthusiastisch und begeistert, dass wir uns alle am liebsten irgendwo eingeschrieben hätten. Er erklärte, dass es an der FH Lübeck einige Studiengänge gebe, die von vornherein international gestaltet werden. Die FH hat Verbindungen zu Universitäten in der ganzen Welt und man könne durch Beendigung des Studiums im Ausland sowohl einen Abschluss hier, als auch im dortigen Land erzielen. Außerdem muss man im Ausland keine Studiengebühren zahlen, da die FH wiederum Schüler der dortigen Unis aufnimmt, die ebenfalls keine Studiengebühren hier zahlen, da die FH, genauso wie die Universitäten in Schleswigholstein keine Studiengebühren verlangt. Allgemeine Begeisterung breitete sich im Hörsaal aus, doch Frau Molge holte uns im Anschluss wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.

Orte und Menschen

Wir haben anschließend einen Film über einen typischen Tag einer Studentin gesehen. Dies war wirklich interessant! Man sah die verschiedenen Orte, die es in so einer Fachhochschule gibt, z.B. die Kantine, das Studentenwohnheim, die FH-Druckerei, die Labore, Hörsäle, die Bibliothek und vieles mehr. Anschließend stellten sich einige Laborassistentinnen vor, die ihren Lebenslauf erzählten, damit wir einen Eindruck bekommen konnten, wie man zum Beruf an der FH kommt und wie das Leben eines weiblichen Ingenieurs aussieht. Frau Molge legte besonderen Wert darauf, uns zu vermitteln, dass man als Frau eben so gute Chancen wie als Mann im Ingenieurswesen hat.

*Rundgang mit Fragen*
Als letztes stellten sich ungefähr acht Studentinnen vor, die an der FH Lübeck studieren. Man konnte sich anschließend, je nach Interessenbereich diesen Studentinnen zuordnen. Meine Freundin und ich stellten uns also zu den zwei Wirtschaftsstudentinnen. Diese machten mit uns also einen Campusrundgang und konnten einige individuelle Fragen beantworten. Ich wurde nun also meine Frage los, was genau BWL von der Wirtschaftsingenieurin unterscheidet. Mir wurde erklärt, dass das Wirtschaftsingenieursstudium wesentlich technischer aufgebaut ist. In den ersten Semestern beschäftigt man sich fast ausschließlich mit Naturwissenschaften und Technik und erst später kommen die gleichen Elemente wie im BWL Studium hinzu. Das war für mich nun aber ganz unpraktisch. Technik ist leider überhaupt nicht mein Interessengebiet! Nun wusste ich also am ersten Tag, dass Wirtschaftsingenieurin nicht mein Traumberuf sein würde.

Mädchen im Hörsaal

Aber wirklich vermiesen ließ ich mir den Tag nicht

Ich war gespannt, was mir die nächsten Tage noch so für Erkenntnisse bringen würden. Nach dem Campusrundgang gingen wir in die Kantine. Es gab verschiedene Angebote, und meine Freundin und ich wählten das überaus gesunde und nahrhafte Angebot des Milchreises mit heißen Kirschen. Sehr lecker! Am Nachmittag wurde uns der Asta, der Allgemeine Studierendenausschuss, vorgestellt. Den gibt es an jeder FH und Uni. Um es ganz kurz zu fassen, das ist etwas wie der Schülerrat, nur komplizierter und ausgefeilter. Am nächsten Tag ging es nun in die ersten Vorlesungen. Meine Freundin und ich haben uns für die Vorlesung „Internationales Management“ entschieden. Überraschenderweise war der Inhalt ganz interessant und es war nicht schwer zu folgen. Das hat mich durchaus begeistert! Anschließend wohnten wir den „Grundlagen Medien“ bei. Wir haben uns Powerpoint Präsentationen der Studenten angesehen. Das war ebenfalls spannend. Nach dem Essen wurde uns dieses Mal mehr über das Auslandsstudium berichtet. Es wurden uns die verschiedensten Möglichkeiten aufgezeigt, wo man ein Auslandssemester verbringen könnte oder ein Praktikum machen und wie das gewertet wird. Das Ergebnis war, dass man das Auslandssemester, wie bei anderen im Normalfall extra berechnen muss, außer man nutzt dieses oben erwähnte Spezialangebot.

*Gewissheiten*
Der nächste Tag war wieder durch eine lange BWL-Vorlesung geprägt. Und am Nachmittag wurde nochmals auf das Berufsfeld Ingenieurin eingegangen. Was ich für mich mitnehmen konnte aus dieser Woche sind drei Dinge:
1. Ich möchte aller Wahrscheinlichkeit nach Internationales BWL studieren.
2. Ich möchte definitiv in einer großen Stadt studieren.
3. Ich brauche eine weniger technische Universität oder Fachhochschule

*Empfehlenswert*
Ich kann jedem ein Schnupperstudium empfehlen, gerne auch in einer anderen Stadt. Man kommt in den Kontakt mit Studenten (von dem ich mir fast noch mehr gewünscht hätte), man kann sich mit anderen Schnupperstudentinnen austauschen, was oft hilfreich ist und neue Möglichkeiten aufdeckt und man lernt unglaublich viel, wie die Zeit eines Studium wirklich aussehen kann. Ich wünsche allen zukünftigen Schnupperstudentinnen viel Spaß!

Autorin / Autor: Valerie - Stand: 13. November 2007