Wann sehe ich meine Freund*innen wieder?

Warum „Game of Thrones“ süchtig macht

Gib's zu, du bist doch bestimmt hin und wieder auch ein Serienjunky, oder? Zu den extrem süchtigmachenden gehört für die meisten sicher „Game of Thrones“, Millionen von Menschen verfolgen Woche für Woche den Verlauf des Kampfes um den Eisernen Thron. Doch was macht solche Serien so attraktiv und wo liegt das Suchtpotential? Das untersuchten zwei kürzlich ausgewertete Online-Befragungen, die von der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS), der SRH Hochschule Heidelberg und der Goethe-Universität in Frankfurt am Main durchgeführt wurde. An den beiden Befragungen haben jeweils 100 Personen teilgenommen, das durchschnittliche Alter der Befragten lag bei 26,69 Jahren.

*Serienhelden als Freunde*
Die Befragung „TV series characters feel like friends to me – the influence of perceived belonging on tv series addiction“, zeigt: Es ist die Beziehung bzw. die Identifikation mit den Charakteren einer Serie, die ein soziales Zugehörigkeitsgefühl wachsen lässt, wovon man irgendwann mehr will. Die Figuren werden zu vertrauten Freund_innen, an deren Leben man gefühlten Anteil haben könne. Eine solche Beziehung werde vor allem dann aufgebaut, wenn die Zuschauer_innen Parallelen zu ihrer eigenen Person fänden oder ihr Leben mit dem der Serienfigur vermischten. „Das führt zum sogenannten ‚Binge Watching‘, das Sehen mehrerer Serienfolgen am Stück“, erklärt Ernst. Die Zuschauer_innen fühlten sich akzeptiert und weniger alleine und könnten deshalb nicht aufhören, sich eine bestimmte Fernsehserie anzusehen. "In Game of Thrones findet sich für jeden eine Identifikationsfigur; jeder Figur werden bestimmte Charakterzüge zugeordnet“, so Ernst. „Menschen identifizieren sich gerade dann mit den Figuren einer Serie, wenn ihr eigenes Leben Parallelen zum erzählten Leben des fiktiven Charakters aufweist. So könnte sich beispielsweise jemand, der in seiner eigenen Familie eine Außenseiterrolle einnimmt, etwa mit der Figur Tyrion Lannister identifizieren. Manchmal fühlen sich Menschen aber auch Figuren zugehörig, die so sind, wie sie gern wären, oder Figuren, die sie sich als Vorbilder suchen wie beispielsweise Arya Stark oder Daenerys Targaryen. Die Serie gibt ihnen das Gefühl, diese Figuren sehr gut zu kennen, und sie können diese Figuren dann als eine Art erweiterte Familie oder erweiterten Freundeskreis wahrnehmen.“

*Neugier, wie es weitergeht*
Allerdings ist auch die menschliche Neugier eine starke Triebfeder: gerade bei Game of Thrones will man unbedingt wissen, was der oder die eigene Serienheld_in in den nächsten Episoden erlebt. „Viele Fernsehserien sind so aufgebaut, dass man trotz der sogenannten Cliffhanger davon ausgehen kann, dass der Protagonist oder die Protagonistin überlebt. Bei Game of Thrones ist ein Cliffhanger wirklich noch ein Cliffhanger. Hier kann es passieren, dass die Lieblingsfigur, die die Zuschauerin oder der Zuschauer fünf oder sechs Jahre hat aufwachsen und sich entwickeln sehen, stirbt. Die Spannung, die bei vielen anderen Formaten verloren gegangen ist, wird hier aufrechterhalten“, so Ernst. Dazu komme, dass Download- und Streaming-Anbieter es auch denen leicht mache, in die Serien einzusteigen, die die älteren Folgen nicht kennen. So könnten sie das Schicksal ihrer Lieblingsfiguren an einem Stück verfolgen, so Ernst.

*Gibt es eine Seriensucht?*
Diese allgegenwärtige Verfügbarkeit von Medieninhalten könne jedoch auch negative Auswirkungen haben. „Alle Zuschauerinnen und Zuschauer verspüren hin und wieder den Wunsch, mehr von einer bestimmten Serie wie Game of Thrones zu sehen. Es kann aber auch vorkommen, dass Menschen so viele Folgen konsumieren, dass man von einer psychischen Abhängigkeit sprechen muss – und Netflix und Co. sorgen dafür, dass man schnell und einfach an die ,Suchtmittel‘ gelangen kann," erklärt Ernst. Wenn man sich gereizt oder niedergeschlagen fühlt, wenn man mal nicht so viele Folgen seiner Lieblingsserie sehen kann, wie man will, sollte man das eigene Verhalten selbst oder durch andere hinterfragen lassen, rät der Wissenschaftler.

Wie die Identifikation mit Serienfiguren eine solche Abhängigkeit nach Fernsehserien begünstigt, zeigt die Studie „TV Series Characters Feel Like Friends to Me: The Influence of Perceived Belonging on TV Series Addiction “.

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