Game of Thrones oder Dr. House?

Studie der Uni Münster untersuchte das Phänomen der neuen Drama-Serien und ihre Fans

The Walking Dead, Greys Anatomy oder House of Cards - die Zahl der sogenannten "Neuen Drama-Serien" wird langsam unüberschaubar. Manche Journalist_innen sprechen schon von einer „Renaissance der Fernsehserie“ und vom „goldenen Zeitalter des Fernsehens“. Was aber ist wirklich dran am Medien- und Gesellschaftsphänomen Neue Drama-Serien? Wer schaut sie und warum?

Das wollten Nora Pähler vor der Holte und Prof. Dr. Thorsten Hennig-Thurau von der Universität Münster genauer wissen und führten eine für die deutsche Online-Bevölkerung repräsentative Quotenbefragung von knapp 4.000 Konsument_innen durch. Dabei stellte sich heraus, dass Neue Drama-Serien wie Game of Thrones und Breaking Bad inzwischen große Teile der deutschen Gesellschaft erreicht haben und von ihnen gesehen werden. Was aber unterscheidet alte und neue Drama-Serien?

Die wichtigsten Unterschiede liegen laut den Forscher_innen unter anderem in der Außergewöhnlichkeit der Atmosphäre und der Lebenswelt, die die Serie vermittelt. Darüber hinaus verfügt sie eher über eine horizontale, über einzelne Episoden verbundene Erzählstruktur und ist inhaltlich komplexer, denn sie enthält öfter überraschende Elemente und Entwicklungen und intelligentere und originelle Dialoge, die auch vor einer radikaleren Ausdrucksweise nicht zurückschrecken.

Aber auch das Spiel mit außergewöhnlicheren audiovisuellen Komponenten wie Farben, Kameraeinstellungen und Musik, sowie einzigartige Seriencharaktere und deren "Ambivalenz und Neigung zur  Selbstsabotage" machen den Reiz neuer Drama-Serien offenbar aus. "Konkret erfüllen Neue Drama-Serien weitaus stärker das Verlangen der Zuschauer, Teil einer faszinierenden Erfahrung zu werden", schreiben die Studienautor_innen. Auch scheinen die Serien dazu zu führen, dass die Zuschauer_innen sich mit anderen Personen über das Gesehene austauschen wollen. Was sie aber nicht erfüllen, ist der Wunsch, beim Zuschauen abzuschalten und sich zu entspannen, dafür sind sie dann wahrscheinlich zu komplex. Im Gegenteil: Zuschauer_innen von Neuen Drama-Serien gaben an, ein höheres Maß an Konzentration aufbringen zu müssen und anschließend erschöpfter zu sein als nach dem Anschauen konventioneller Serien.

Die Befragten gaben darüber hinaus an, Neue Drama-Serien zu rund 50% in Form von Binge-Watching zu konsumieren (mehrere Folgen werden hintereinander geschaut), sie überwiegend chronologisch und zeitlich sehr variabel anzuschauen. Die bevorzugte Sprache ist Deutsch, trotz der Tatsache, dass der englischsprachige Anteil deutlich größer ist als bei konventionellen Drama-Serien. Die erreichten Zielgruppen übrigens sind in erster Linie jüngere und männliche Zuschauer mit kultureller Bildung und Menschen, die in Großstädten leben, obwohl natürlich auch Mädchen und Frauen sowie auf dem Land lebende Zuschauer_innen zur Fangemeinde zählen. Die konventionellen Serien punkten allerdings eher bei älteren Zuschauer_innen sowie beim weiblichen Publikum.

Hier die Studie im Wortlaut

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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 14. Oktober 2016