Warum weibliche Azubis weniger verdienen

Nicht nur der Berufswunsch, auch die Auswahl des Unternehmens ist geschlechtsspezifisch und führt zu unterschiedlichen Löhnen schon während der Ausbildung

Ob Dachdecker_in, Zerspanungmechaniker_in, Tischler_in oder Schornsteinfeger_in - fast alle diese Berufe werden in einer dualen Ausbildung in mittelständischen Betrieben erlernt - und: sie werden überwiegend von jungen Männern nachgefragt. Quer durch alle Branchen liegt der Frauenanteil nur bei 38 Prozent. Das ist das Ergebnis einer Auswertung von KfW Research; die Forschungsabteilung der KfW Bankengruppe hat im Rahmen ihrer aktuellen Sonderauswertung des KfW-Mittelstandspanels zum Thema Ausbildung erstmals auch die Geschlechterunterschiede bei der Berufswahl analysiert.

„Die duale Ausbildung ist eine Männerdomäne“, sagt KfW-Chefvolkswirt Zeuner. „Junge Frauen entscheiden sich häufiger für eine schulische Ausbildung, in der vor allem Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialberufe gelehrt werden. Von den jährlich rund 175.000 Neuzugängen an Berufsfachschulen sind knapp 80 % Frauen.“

Bestimmte Vorlieben für Berufe führen aber auch innerhalb der betrieblichen Ausbildung zu deutlichen Unterschieden. So sind weibliche Azubis im Bausektor und Verarbeitenden Gewerbe selten (14 bzw. 27 % Frauenanteil), im Dienstleistungsbereich hingegen ist ihr Anteil mit 50 % weit überdurchschnittlich. Offenbar zieht es junge Frauen nach wie vor mehr in Dienstleistungs- und kaufmännische als in technische Berufe. 25 Prozent der weiblichen Azubis lernen den Beruf einer (Zahn-)Medizinischen Fachangestellten oder Kauffrau für Büromanagement. Dabei absolvieren Frauen ihre Ausbildung auffallend häufig in Kleinstunternehmen mit unter fünf Beschäftigten. Der Frauenanteil beträgt hier 47 %, ab fünf Beschäftigten liegt er im Gesamtdurchschnitt. Ein Grund ist, dass der Dienstleistungssektor nicht nur insgesamt weiblich geprägt ist, sondern auch von zahlreichen sehr kleinen Unternehmen.

Die Konzentration der jungen Frauen in bestimmten Berufen, Branchen und Größenklassen führt auch dazu, dass Frauen weniger verdienen. Weibliche Azubis erhielten 2017 durchschnittlich 860 EUR Tarifvergütung im Monat und damit 25 EUR (3 %) weniger als Männer. Der tatsächliche Gehaltsnachteil dürfte sogar noch etwas größer sein, denn nicht alle Azubis werden nach Tarif bezahlt. Das gilt besonders für die Kleinstunternehmen – und somit verstärkt für Frauen. „Bereits in der Berufswahl ist ein Teil des ‘Gender Pay Gap’ angelegt”, kommentiert Dr. Jörg Zeuner. „Klar ist aber auch: Der größere Teil der Gehaltsnachteile entsteht später auf den unterschiedlichen Karrierewegen der jungen Männer und Frauen.”

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Autorin / Autor: Rddaktion/ Pressemitteilung - Stand: 28. August 2019