Eine Woche voller Montage

Autorin: Jessica Brody

Buchcover Eine Woche voller Montage

Jeder kennt dieses Gefühl, eine zweite Chance zu wollen – für einen ersten Eindruck, den wichtigen Test in der Schule oder den Streit mit dem Freund, bei dem man einfach genau das Falsche gesagt hat. Auch Ellie wünscht sich eine zweite Chance, doch der entscheidende Unterschied ist, dass sie diese auch bekommt. Nachdem montags bei ihrer Rede zur stellvertretenden Schülersprecherin alles schiefgeht, sie die Softball-Tryouts verpatzt und ihr Freund mit ihr Schluss macht, wacht sie dienstags auf und es ist – Montag! Natürlich versucht sie diesmal alles richtig zu machen, doch das ist gar nicht so leicht wie sie es sich vorgestellt hat.

Ellie versucht wirklich alles auf einmal hinzubekommen: Denn da ist auch noch ihre kleine Schwester, die weinend aus der Schule kommt, die neue Mitschülerin, die in der Mittagspause mit ihrem vollen Tablett stürzt und der Vogel, der während Ellies Spanisch Unterricht gegen die Fensterscheibe fliegt – und stirbt. Ihr Hauptaugenmerk liegt jedoch auf Tristan, ihrem Freund. Überhaupt geht es für Ellie viel um Liebe, sie ist geradezu besessen von dem Gedanken, in einer Beziehung zu sein: „Ich denke an das Pärchen zurück, das ich mit zehn Jahren gestalkt habe. Der Jahrmarkt verwandelt sie. Die Lichter, die Musik, die Zuckerwatte – das alles macht sie zu Romeo und Julia, Kleopatra und Mark Anton, Elizabeth Bennet und Mr Darcy, Taylor Swift und …na ja, wer auch immer gerade ihr Freund ist.“ (S. 66)

Darin sehe ich die größte Schwäche des Buches: Ellie ist so beschäftigt damit, Tristan an sich zu binden, dass sie gar nicht erst in Erwägung zieht, dass sie möglicherweise auch alleine glücklich sein könnte. Ihre jugendliche Liebe ist alles, womit sie sich beschäftigt. Dass Tristan jedoch nicht die Person ist, mit der sie am Ende glücklich wird, ist dem Leser nach den ersten paar Seiten klar und keine wirkliche Wendung, sondern nur ein weiteres klischeehaftes Element der Geschichte.

Obwohl die Idee, dass ein Charakter den gleichen Tag immer wieder durchleben muss (z.B. „Und täglich grüßt das Murmeltier“) oder die Chance hat, gewisse Situationen abermals zu durchleben (z.B. „Alles eine Frage der Zeit“) absolut nicht neu ist, ist sie hier sehr gut umgesetzt. Jessica Brody schreibt mit viel Witz und Humor, sodass man als Leser immer mal wieder ein Lächeln auf den Lippen hat. Außerdem entwickelt sich Ellie im Laufe der Erzählung und trifft andere Entscheidungen, wodurch man beim Lesen auf keinen Fall das Gefühl hat, immer wieder das gleiche Kapitel zu lesen – obwohl tatsächlich sieben Mal der gleiche Tag beschrieben wird. Stattdessen kommt mal Ellie näher und es entwickeln sich kleine Inside Jokes zwischen ihr und dem Leser. Nach und nach lernt sie, was wirklich wichtig ist an diesem Tag, was sie verändern kann, und was sie gar nicht verändern muss. Diese Erkenntnis ist das eigentlich Entscheidende, das dem Buch einen Hauch von Tiefgang gibt und es zu mehr als einem typischen Teenie-Roman macht.

Jessica Brody wurde in Los Angeles geboren, wo sie die ersten zwölf Jahre ihres Lebens verbrachte. Große Teile ihrer Jugend lebte sie mit ihren Eltern in Colorado, anschließend studierte sie am Smith College in Massachusetts Volkswirtschaftslehre, Französisch und Japanisch. Nachdem sie etwa vier Jahre im wirtschaftlichen Bereich gearbeitet hatte, entschied sie sich, ihren Job zu kündigen und sich ganz dem Schreiben zu widmen. Seitdem hat Brody mehr als 12 Bücher für Jugendliche und junge Erwachsene veröffentlicht, darunter die „Unremembered“-Trilogie, die in über 20 Ländern verkauft werden.

*Erscheint am 25. Juli 2016 bei Magellan*

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Autorin / Autor: lacrima - Stand: 24. Juni 2016