"Miese" Chefs können ganze Teams verderben

Schlechte Behandlung einzelner MitarbeiterInnen schaden dem ganzen Team

Vorgesetzte, die immer wieder auf einzelnen MitarbeiterInnen herumhacken, schaden nicht nur dem Individuum, sondern laufen Gefahr, das gesamte Team in Konflikte zu verwickeln und schmälern damit letztlich die Produktivität. Wie eine Studie der US-amerikanischen Michigan State University herausfand, schlägt die ungute Wirkung von psychischem Missbrauch durch einen Vorgesetzten viel höhere Wellen als geglaubt. Sie ist eine der ersten Studien, die den Effekt von "schlechten Chefs" auf Mitarbeiter-Teams untersucht hat.

Vorgesetzte, die die Leistung ihrer Mitarbeiter nicht anerkennen oder sie verspotten, haben nicht nur negativen Einfluss auf die Einstellungen und Verhaltensweisen dieser Personen; ein solches Vorgehen kann auch dazu führen, dass andere Teammitglieder anfangen, sich ähnlich feindlich gegeneinander zu verhalten, erklärt Studienautorin Crystal Farh. "Das ist die erschreckendste Erkenntnis," so Farh, "weil es nicht nur um einzelne Opfer geht, sondern auch um die Schaffung eines Kontexts, in dem alle leiden, unabhängig davon, ob sie individuell schlecht behandelt wurden oder nicht." Laut Farh könnten die Ergebnisse wahrscheinlich durch die soziale Lerntheorie erklärt werden, nach der Menschen ihr Verhalten durch die Beobachtung anderer erlernen - in diesem Fall durch den Chef. Frühere Untersuchungen hätten gezeigt, dass ArbeitnehmerInnen sich positive Verhaltensweisen bei SupervisiorInnen abgucken, warum sollten sie also nicht auch negative Verhaltensweisen imitieren, so Farh.

Für die Studie wurden 51 Mitarbeiter-Teams aus 10 chinesischen Unternehmen untersucht. Die Teams bestanden aus durchschnittlich sechs MitarbeiterInnen mit unterschiedlichen Funktionen: Einige arbeiteten im Kundendienst, andere in der Technik, wieder andere in Forschung und Entwicklung. Die Studie fokussierte nicht-physische Missbrauchssituationen wie verbale Attacken und erniedrigende E-Mails. MitarbeiterInnen, die selbst solche Situationen erfahren hatten, fühlten sich abgewertet und weniger unterstützt durch das Team. Zur gleichen Zeit aber rutschte auch das gesamte Team in Konfliktsituationen ab und wurde unproduktiver, so Farh. "Teams, deren Beziehungen konfliktgeladen sind, sind feindlich gegenüber anderen Mitgliedern, behandeln sie schlecht und unfreundlich und bringen negative Emotionen rüber," erklärt Farh. Deshalb sollten Supervisionen nicht nur den Fokus auf einzelne Teammitglieder richten, damit ihr Selbstwertgefühl wieder hergestellt werden kann, sondern es sollte auch an den zwischenmenschlichen Beziehungen des Teams gearbeitet werden, damit Vertrauen und Harmonie wiederhergestellt werden.

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Stand: 20. August 2014