"Stumme Schreie" von Patricia Schröder

Kurzweilige Unterhaltung und gleichzeitig ein wirklich mutiges Buch!

Auch die Gesellschaft ihrer langweiligen Cousine Maite kann Lana nicht gerade aufheitern: Die beiden Mädchen haben sich seit drei Jahren nicht mehr gesehen und schon damals fand Lana ihre Cousine nervig und fad. Doch bevor Lana vollends in so existentiellen Fragen versinkt wie z. B. der, ob der süße Raoul sie auch mit kurzen Haaren anstelle der blonden Wallemähne lieben kann oder wie man auf dem platten Land an ein einigermaßen hautnahes Minikleid kommt, findet sie sich plötzlich in einem Dickicht aus Lügen und Geheimnissen wieder:

Wie konnte aus der einst dauerquasselnden Maite in nur drei Jahren ein so hübsches, aber auch zartes, stilles und verletzlich wirkendes Mädchen werden, das keinerlei soziale Kontakte hat, sich nur noch in seinem Zimmer einschließt und weint? Woher kommt die seltsame Beklemmung, die Lana plötzlich im Haus ihrer Tante empfindet? Und was hat es mit diesem neuen Stiefonkel auf sich, mit der die Cousine oft ganze Stunden alleine in der Werkstatt verbringt? Spätestens, als dieser neue Mann ihrer Tante Lana bedrängt und versucht, sie anzufassen, schrillen bei ihr die Alarmglocken und sie beginnt zu begreifen, dass es hier viel dringlichere Probleme zu lösen gibt als ihr mangelndes Haarvolumen…

Keine schwere Kost, sondern ein kurzweiliges und mutiges Plädoyer!

Auch wenn der Gegenstand des Geschichte kein leichter ist: schwer verdaulich ist der Roman keinesfalls! Vielmehr erhält die Erzählung aus der Perspektive Lanas, durch ihre scharfen Analysen, ihre Schlagfertigkeit und Ironie eine hoffnungsfrohe, fast heitere Leichtigkeit. Die Gliederung in viele kurze Kapitel und die relativ überschaubare Länge des Buches tun ihr übriges, um eine ergreifende wie erschütternde Geschichte auch für ungeübte Gelegenheitsleserinnen zum kurzweiligen und fesselnden Leseabenteuer zu machen.

Besonders interessant war es, die Entwicklung der beiden so unterschiedlichen Charaktere der Cousinen Lana und Maite zu verfolgen. Vor allem Lana macht im Verlauf der Handlung eine bemerkenswerte Verwandlung durch, an deren Ende sie doch noch lernt, Verantwortung zu übernehmen und erkennt, dass es tatsächlich viel wesentlichere Dinge als Äußerlichkeiten gibt.

Letztlich schafft es Patricia Schröder, in ihrem Roman „Stumme Schreie“ beides zu vereinen: kurzweilige Unterhaltung sowie ein mutiges Plädoyer gegen das Schweigen und Verschweigen. Das Resultat ist ein Buch, was jungen Frauen Mut machen will, sich zu wehren und NEIN zu sagen, wenn ihnen etwas nicht passt. Jedem Mädchen, was sich darauf einlassen will, möchte ich das Buch ans Herz legen.

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Autorin / Autor: principessa - Stand: 16. März 2009