"Stumme Schreie" von Patricia Schröder

Ein Plädoyer gegen das Schweigen bei sexuellem Missbrauch.

Immer wieder berichten die Medien darüber, dass wieder mal ein gefährlicher Sexualstraftäter sein Unwesen treibt – und mal ehrlich: Wer von uns kennt es nicht, dieses mulmige Gefühl, wenn es schon dämmert und wir noch alleine unterwegs sind, auf irgendeiner menschenleeren Straße… was, wenn uns plötzlich jemand von hinten packt und hinter einen Busch zieht? Schließlich sind es solche Übergriffe, die durch die Medien gehen und uns in Angst und Schrecken versetzen.

Eher unbekannt ist hingegen die Tatsache, dass die Mehrzahl der sexuellen Übergriffe gar nicht durch den vermummten Unbekannten auf dem verlassenen Feldweg erfolgt, sondern im häuslichen Umfeld geschieht: Der Täter, das ist dann der Freund, Ehemann, Onkel, (Stief-)Vater, der Freund der Mutter oder der (Stief-)Bruder.

Und gerade in diesen Fällen sind Scham und Schweigen oft übermächtig: Übergriffe werden verschwiegen, verleugnet und nicht zur Anzeige gebracht – aus Angst, einen nahen Verwandten hinter Gitter zu bringen, die eigene Familie zu zerstören, auf Unglauben oder gar Schuldzuweisung zu stoßen.

Auch in der Literatur scheint sexuelle Gewalt im familiären Umfeld nach wie vor ein Tabuthema zu sein. Gerade die Sparte der Jugendbücher schweigt sie zu dem Thema beharrlich aus. Dabei richten sich doch gerade diese Bücher an das Publikum, das es für dieses Thema besonders zu sensibilisieren gilt: uns Mädchen und junge Frauen!

Mit ihrem 2009 im Klopp-Verlag erschienenen Roman „Stumme Schreie“ unternimmt Patricia Schröder einen mutigen Vorstoß, um dieses Tabu zu brechen.

Inhalt des Romans

Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive der fünfzehnjährigen Lana, einem lebenslustigen und selbstbewussten, wenn auch wenig tiefgründigen Teenager. „Es gibt im Leben viel wesentlichere Dinge.“, erklärt Lanas Vater seiner Tochter, wenn diese mal wieder den wesentlichen Teil ihres Taschengelds in Haarlack, Gel und Schminke investiert hat. „Ich fürchte allerdings, dass du davon kaum etwas mitbekommst.“  Lana bekennt schulterzuckend, tatsächlich nicht die geringste Ahnung zu haben, wovon die Rede ist. Und eigentlich möchte sie es auch gar nicht so genau wissen – in erster Linie will sie schließlich Spaß haben. Zuhause, im mondänen Frankfurt, ist Lana seit gerade mal einer Woche mit Raoul, dem heißesten Jungen der ganzen Schule zusammen – ausgerechnet da kommen die Osterferien und ihr Vater schickt sie für zwei Wochen auf Zwangsurlaub in die norddeutsche Einöde. Und als ob es nicht ausreiche, dass Lana für die nächsten vierzehn Tage ihr bemitleidenswertes Dasein in einer zwischen Kuh- und Schafweiden gelegenen Kleinststadt fristen muss, die man nur über eine mit Kuhfladen übersäte Landstraße erreicht, befindet sich ihr Quartier auch noch im Haus ihrer ultraspießigen Tante Petra, die in ihrer Freizeit Porzellan-Enten sammelt und die Grashalme im Vorgarten anscheinend regelmäßig per Hand abschneidet...

Autorin / Autor: principessa - Stand: 16. März 2009