Running Man

Author: Michael Gerard Bauer

Buchcover: Schuhe / dtv

~H2~In diesem Buch steht, dass lesen wie atmen war für Tom Leyton. Lesen ist atmen, wenn man ein gutes Buch liest. Running Man gehört dazu. Ich habe es in vielleicht drei Stunden gelesen und ich werde es noch unzählige Male aufschlagen. Und atmen. Luft holen und eintauchen in die Welt von Joseph. Ich werde verschmelzen mit den Gefühlen des zurückhaltenden Jungen.~

*Flucht vor sich und seiner Vergangenheit?*
Gleich im ersten Satz kommen die Wörter Sarg und Seidenraupen vor. Sarg? Jemand ist gestorben. Wer, das erfährt man nicht. Erstmal wird erzählt, wie es dazu kommt, dass Joseph in der ersten Reihe der Kirchenbänke sitzt. Seine Nachbarn, das sind die Leytons: Caroline und ihr Bruder Tom. Der lässt sich nie blicken und über ihn sind sehr viele wilde Gerüchte im Umlauf. Joseph fürchtet ihn ein wenig. Dann bittet Caroline Joseph, ausgerechnet Tom als Modell für ein Porträt für die Schule zu wählen. Der Junge unterdrückt seine Angst Caroline zuliebe und besucht die Leytons. Tom ist noch verschlossener als er selbst (Joseph hat keine Freunde). Aber er kann den Mann nicht zeichnen, solange er ihn nicht richtig kennt. Joseph träumt jetzt auch wieder von Running Man, ein Albtraum aus Kinderzeiten. Trotz seiner Angst und der gespannten Stimmung beim ersten Treffen kommt er wieder. Und dann entsteht hinter Gesprächen über Toms Seidenraupen etwas wie Freundschaft. Sie reden, stockend, aber langsam kommt der alte Tom zum Vorschein. Und dann passiert etwas, das Josephs Leben und damit auch Tom verändert.

Meine Meinung

Seidenraupen spielen eine wichtige Rolle. Das ganze Buch wird von dünnen Seidenfäden zusammengehalten. Es wurde nur geschrieben, weil der Autor Michael Gerard Bauer das Gedicht „Die Seidenraupen“ von Douglas Stewart gelesen hat und eine Idee hatte. Ein Wunder? Manchmal glaube auch ich an Wunder.

Ich liebe dieses Buch. Hinter jedem Wort steckt mehr. Das Buch geht in die Tiefe. Berührt. Und bringt zum Nachdenken. Über das eigene Leben, über den Sinn und Glauben. Es werden Behauptungen aufgestellt, untersucht. Die Geschichte erweitert den Horizont. Ich habe mich nicht nur gefragt, ob mein Leben Ähnlichkeiten mit dem einer Seidenraupe hat. Hinten auf dem Buch steht unter anderem „Überzeugend und mitreißend wie ein Krimi. Focus Schule“. Als wenn Krimis besser wären als solche Bücher. Krimis stellen Fragen und Running Man stellt Fragen. Aber diese Fragen hier sind wichtiger. Lebenswichtig? Es ist eines der Bücher das ich am schnellsten gelesen habe. Es hat mich mehr gefesselt als jeder Krimi bisher.

Vielleicht kann man kritisieren, dass der Leser über vieles im Unklaren bleibt, aber meiner Meinung nach müssen wir nicht alles wissen und manchmal sagen nicht gesagte Worte mehr als gesagte.

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Autorin / Autor: islenski.hesturinn - Stand: 29. Juli 2009