Damals, das Meer

Autorin: Meg Rosoff

Manche Bücher begeistern mich auf den ersten Blick. Ein dunkles Fenster mit Blick aufs Meer und der Titel „Damals, das Meer“ haben bei mir das „Muss-ich-haben“ Syndrom ausgelöst.

Aufmüpfige Söhne der höheren Mittelschicht werden in Internate abgeschoben. Für ihn ist St. Oswald bereits das dritte, und noch bevor seine Zimmergenossen seinen Namen kennen, haben sie schon gewettet, wie lange er es hier aushält, zwei Jahre sind das höchste Angebot. Ekliges Essen, Lehrer, mit fragwürdigen Unterrichtsmethoden und neugierige Mitschüler gehören hier zum Alltag. Als er Finn kennen lernt, verändert sich jedoch alles. Finn lebt mit seiner Katze in einer Hütte am Meer, er ist schön, schweigsam und arbeitet für „die Hexe“. Finn ist all das, was er nicht ist und dennoch entwickelt sich eine Freundschaft mit ganz eigenen Regeln. Dass sich die Probleme und Gerüchte wegen seines stundenlangen Fortbleibens anhäufen, wird unwichtig, wenn sie zusammen Krebse essen, auf Entdeckungstour gehen oder einfach aufs Meer schauen.

Eine einzigartige Erhählweise

Wirklich neu klingt die Geschichte nicht. Internatsgeschichten, in denen die ganze Welt grau zu sein scheint und Freundschaftsgeschichten, in denen der eine durchschnittlich, plump und öfters auch hässlich ist und der andere im Gegensatz dazu förmlich zu leuchten scheint,  ziehen Autoren scheinbar magnetisch an... Aber in diesem Fall fand ich das nicht weiter schlimm. Zum einen ist da die Erzählweise von Meg Rosoff. Da ich es schwer finde, zu beschreiben, was genau mir daran gefällt, könnt ihr euch durch ein  Zitat  der ersten Sätze selber einen Eindruck verschaffen:

~H2~Ich bin hundert Jahre alt, ein unmögliches Alter und meine Gedanken sind nicht in der Gegenwart verankert. So driften sie dahin und landen fast immer am gleichen Ufer. Heute, wie an den meisten anderen Tagen, ist es das Jahr 1962. Das Jahr, in dem ich die Liebe entdeckte. Ich bin wieder sechzehn.~

Voller Überraschungen

Zum anderen sind da die Überraschungen. Finn hat ein Geheimnis und auch aus dem Namen der Hauptperson macht die Autorin ein Rätsel. Es wird zwar öfters erwähnt, dass er einen ungewöhnlichen Namen hat, der schon mal für Gelächter sorgt, aber wie genau der lautet, wird erst zum Schluss verraten. Dennoch glaube ich nicht, dass Meg Rossof viel Wert auf die Spannung gelegt hat, bis zur Mitte des Buches passiert kaum etwas und als am Ende das ganze Chaos auf einmal zusammenkommt, überspringt die Autorin einfach zwei Jahre. Langweilig ist „Damals, das Meer“ trotzdem nicht, hier reicht es völlig aus, den Leser am Fischfang, lesen oder plaudern zweier 16-jähriger teilhaben zu lassen. Glücklicherweise habe ich mir vom Titel und Cover nicht zu viel versprochen: Die Geschichte finde ich genauso wundervoll.

*Erschienen bei Carlsen, empfohlen ab 14 Jahren.*

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Autorin / Autor: schokobroetchen - Stand: 26. März 2009