Völlig durchgeknallt!

Autor: Ally Kennen
Aus dem Englischen von Katharina Orgaß und Gerald Jung

Wie kommt man dazu, einem verurteilten Mörder in der Todeszelle Briefe zu schreiben? Dies ist die erste Frage, die man sich stellt, wenn man den Klappentext des Romans „Völlig durchgeknallt“ von Ally Kennen liest, und schon diese Frage allein entfacht Diskussionen. Erzählt wird die Geschichte des 15-jährigen Chas Parsons, der sich mit seinem Kumpel Devil immer wieder in schwierige Lagen bringt, sie klauen Autos, am Ende sogar einen LKW, für diese Tat landen beide im Gefängnis. Das spannende an der Geschichte ist, dass sie immer wieder einen Schlenker macht und man erst nach und nach die Hintergründe der Handlungen der Personen versteht. Am Anfang glaubt man, es sei eine dieser typischen Ghettokinder-Dramen, aber die Geschichte besteht aus viel komplexeren Teilen, auf die man sich allerdings erst einlassen muss. Einerseits begeht Chas mit Devil seit er neun Jahre alt ist kriminelle Taten und schwänzt die Schule, andererseits verhält er sich liebevoll gegenüber seiner depressiven Mutter, die - weil sie es selber nicht mehr schafft - von der Oma vertreten wird.

Chas Parsons denkt nicht viel nach, als er dem verurteilten Mörder Lenny Darling im Namen seiner Mutter Briefe schreibt. Aber als sich die Lage immer mehr zuspitzt, Lenny freigelassen wird und sich mit seiner Mutter anfreundet, während Chas im Gefängnis sitzt und beginnt, auf Anraten eines Lehrers, für die Schule zu arbeiten, macht sich Chas erstmals Sorgen.

Der Roman nimmt ein spannendes Ende auf einer Baustelle, auf der sich Lenny Darling an denen rächen will, die ihn damals so sehr verletzt haben. Plötzlich begreift man, warum alles so kommen musste, wie es gekommen ist. Und man spürt, dass trotz all der Kälte im Roman eine Menge Menschlichkeit dahinter steht. Genau deshalb lohnt es sich auch, diesen ungewöhnlichen Thriller zu lesen, weil diese Welt uns fremd und trotzdem so nah ist…

Erscheinen bei: Gerstenberg Verlag

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Autorin / Autor: writer-girl - Stand: 18. März 2008