Die Meute

Autorin: Gudrun Pausewang
ein trauriges und erschreckendes Buch über den Umgang mit der Zeit des Nationalsozialismus

Der 14-jährige Paul liebt seinen Großvater über alles. Da seine Mutter jedoch Probleme mit seinen Ansichten hat, fährt Paul dieses Jahr in den Ferien allein zu seinen Großeltern. Dort wird er vom Großvater liebevoll empfangen und sie verbringen eine schöne Zeit miteinander. Je genauer Paul aber seinem Großvater zuhört, desto mehr Fragezeichen entstehen in seinem Kopf. Vieles von dem, was sein Opa sagt, ist altmodisch: er spricht von vergessenen Tugenden und fehlenden Idealen der heutigen Jugend. Vieles klingt sogar ganz plausibel und Paul gerät immer mehr in den Bann des Großvaters. Als dieser ihn dazu drängt, Mitglied der von ihm neu ins Leben gerufenen Jugendgruppe "die Meute" zu werden, zögert Paul zwar noch, lässt sich aber dennoch erst einmal überreden...

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es behandelt ein hochaktuelles Thema: Neonazismus, der jedoch nicht von Jugendlichen, sondern von dem alten Kriegsveteran und Zeugen des dritten Reiches ausgeht: von Pauls Großvater. Von einem Menschen, von dem man allein aufgrund der Geschichte annehmen müsste, dass er dieses Denken ablehnen müsste. Es war für mich unvorstellbar, dass Menschen, die das dritte Reiches und dessen Folgen miterlebt haben weiterhin in dieser Welt leben – sie sogar wiederherstellen wollen. Es ist traurig und erschreckend, dass Kriegserlebnisse, der Wandel der Zeit und die Veränderung der Gesellschaft kein Umdenken haben stattfinden lassen.

Mich hat das Buch innerlich wahnsinnig gemacht, weil Paul nicht merkt, was mit ihm geschieht – und so baut es auch seine Spannung auf. Als Leser erkennt man bereits durch die Covergestaltung, um welches Thema es sich handelt. Dadurch wird man vorbereitet und entsprechend sensibilisiert. Paul aber merkt vor lauter Zuneigung zu seinem Großvater nicht, was hinter seinen eigentlichen Worten steckt, er übersieht sämtliche Hinweise. Selbst wenn Paul sich gedanklich einmal kritisch den Aussagen seines Großvaters gegenüberstellt, findet er immer wieder Erklärungen für sein Verhalten und erklärt es mit dem Alter des Großvaters. Seine Liebe macht ihn blind – bis die Situation eskaliert und dramatisch endet, und Paul dadurch endlich klar sieht, was um ihn herum geschehen ist. Ein tolles Buch, was einem die Augen öffnet.

Autorin / Autor: kirsten - Stand: 16. Mail 2006